Rhein-Kreis Neuss Senior-Experten helfen Existenzgründern

Rhein-Kreis Neuss · Der Verein "Alt hilft jung – Die Wirtschaftssenioren" hat es sich zum Ziel gesetzt, Existenzgründern mit Expertenwissen und praktischer Hilfe zur Seite zu stehen. Auch im Rhein-Kreis sind die Mitglieder des NRW-Verbands aktiv.

Rhein-Kreis Neuss: Senior-Experten helfen Existenzgründern
Foto: dpa, woi

Immer mehr Menschen entscheiden sich für die berufliche Selbstständigkeit. Mehr als 1,2 Millionen Freiberufler gibt es laut dem Bundesverband der Freiberufler in Deutschland. Doch die wenigsten Existenzgründer wissen genau, was die neue berufliche Orientierung eigentlich mit sich bringt. Der Verein "Alt hilft Jung – Die Wirtschaftssenioren NRW" steht Menschen, die sich selbstständig machen wollen, auf diesem Weg mit Rat und Tat zur Seite, und das ehrenamtlich und honorarfrei. Auch im Rhein-Kreis sind die Senior-Experten, allesamt ehemalige Führungskräfte und Unternehmer, seit Jahren aktiv.

"Es gibt zwei Unterschiede zwischen Ihnen und mir: Ich habe weiße Haare, und ich muss nicht mehr arbeiten" – so stellt sich Gerhard Conrads bei Menschen vor, die bei ihm beruflichen Rat suchen. Zusammen mit rund 60 anderen Beratern stellt er Wissen aus seinem eigenen Geschäftsleben Existenzgründern oder Kleinunternehmern zur Verfügung.

Der 1987 in Bonn gegründete Verein ist Teil eines Kompetenz-Netzwerks aus Kammern, Kreditinstituten, Fördergesellschaften und kommunalen Einrichtungen. Die Wirtschaftssenioren sind komplett unabhängig und treten auch nie in Konkurrenz zu kommerziellen Unternehmensberatern. "Ich habe ein 40-jähriges Berufsleben hinter mir, und ich hatte immer große Freude an der Arbeit", erzählt der Diplom-Ingenieur, der heute Vorstandsvorsitzender des Vereins ist. "Meine Erfahrungen gebe ich gern weiter. Es macht einfach Spaß, anderen auf diese Weise helfen zu können."

Ähnlich sieht das Fritz-Dieter Frentzen, der ebenfalls bei den Wirtschaftssenioren als Senior Coach tätig ist. "Nach meiner Pensionierung wollte ich meine Berufserfahrung nicht einfach in den Schrank hängen", sagt der Diplom-Betriebswirt. "Außerdem ist das Engagement auch eine Gymnastik für den eigenen Kopf", fügt er lachend hinzu.

Konkrete Unterstützung erhalten die Existenzgründer zum Beispiel bei der Erstellung eines Businessplans, der Finanzierung ihrer Geschäftsidee oder in Sachen Vertrieb und Marketing. "Viele junge Gründer haben keinen Schimmer, wie man überhaupt an Kunden herankommt", erklärt Conrads. In einer Beratung versuchen die Experten zunächst herauszufinden, ob eine Produktidee überhaupt Erfolg am Markt haben kann. Für die Beratung spielt es dabei kaum eine Rolle, in welchem Bereich sich Gründer später selbstständig machen wollen. "Ob jemand nun Kaninchenfutter verkaufen oder ein Online-Portal gründen will, die Voraussetzung für den Erfolg sind die Gleichen: Es geht immer um die Balance zwischen Erlösen und Kosten", erläutert Frentzen.

Neben persönlichen Einzelberatungsgesprächen bieten die Wirtschaftssenioren auch themenübergreifende Sprechtage zur Gründung und Existenzsicherung an. Dass die Beratungsangebote der Senior-Experten großen Anklang finden, zeigt die stetig steigende Zahl an Beratungen. Während im Jahr 2000 weniger als 200 Gespräche geführt wurden, sind es in diesem Jahr schon 1400. Den Grund für den Beratungsbedarf sieht Frentzen auch in den sich ändernden Bedingungen am Arbeitsmarkt. "Die Leute sind heute freier in ihrer Arbeitsgestaltung, das ist positiv. Es wird aber auch immer schwieriger, sich am Markt gegen immer mehr Konkurrenten durchzusetzen", sagt er. Während die Senior-Experten in einer Zeit gelebt haben, in denen das Einkommen kontinuierlich anstieg, bleibt es heute eher konstant. "Wir sind uns bewusst, dass wir Teil einer glücklichen Generation sind, wir hatten alle Erfolg im Berufsleben. Deshalb geben wir durch die Beratungen auch ein Stück zurück", resümiert Conrads.

(NGZ)
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