Neuss Sels-Museum bald Denkmal?

Neuss · In der morgigen Sitzung des Kulturausschusses diskutieren die Politiker einen Sachstandsbericht zum Sanierungsfall Clemens-Sels-Museum. Derzeit wird eine Unterschutzstellung des Deilmann-Baus geprüft.

Inzwischen ist es amtlich: Das Clemens-Sels-Museum wird derzeit auf seine Denkmaleigenschaft untersucht. In der Abteilung Bau- und Kunstdenkmalpflege des Landschaftsverbandes (LVR) wird ein Gutachten über eine mögliche Unterschutzstellung des Deilmann-Baus erstellt, das allerdings, so erklärt es Abteilungsleiter Ludger Sutthoff, "einige Wochen in Anspruch nehmen wird". Gleichwohl betont er: "Wir wissen um den Zeitdruck und werden zügig arbeiten."

Sollte die zuständige Denkmalkommission des LVR einen positiven Entscheid fällen, stellt der LVR einen entsprechenden Antrag bei der Unteren Denkmalschutzbehöre der Stadt Neuss, die diesem dann auch folgen muss. Eine "erste Objektbesichtigung", so Sutthoff, habe am 15. September stattgefunden. Allerdings, so schränkt er ein, "ging es dabei nur um die Sondierung der Situation, nicht um die Unterschutzstellung".

Wie sieht die Situation im Museum aus?

Das Museum muss aufwendig saniert werden. Allein die Kosten für eine Erneuerung der Haustechnik mit Klimatechnik sowie der Elektrik werden mit 2,9 Millionen Euro veranschlagt. Schon im September 2009 hatte der Kulturausschuss der Verwaltung einen Prüfantrag über die Sanierung erteilt. Im August 2010 lag ein erstes Gutachten über den Sanierungsbedarf im Innern – ohne Arbeiten an der Gebäudehülle – vor. Das daraufhin von der Politik gewünschte Gutachten über die Maßnahmen an Wänden, Fenstern und Dach sollte bis Sommer 2011 vorgelegt werden – was aber nicht geschah. Bis zur Entscheidung des LVR ruht die Planung.

Welche Folgen hat das?

Für den Etat 2012 des zuständigen Gebäudemanagement (GMN) wird kein Geld für die Großsanierung bereitgestellt. Ohnehin schleppt der GMN-Etat aus den Jahren 2008 und 2009 ein Defizit von 2,2 Millionen Euro mit.

Welche Rolle spielt das Thema Denkmalschutz dabei?

Eine erste – negativ beschiedene – Nachfrage bei der Unteren Denkmalschutzbehörde kam vom GMN im Januar 2011. Im April stellte der Neusser Architekt Otto Saarbourg einen Antrag auf Unterschutzstellung. Ein solches Anliegen kann zwar nur vom Eigentümer oder dem LVR kommen, aber es brachte die Sache ins Rollen. Im Mai wurden bereits erteilte Untersuchungsaufträge über die Betonsanierung "ruhend gestellt".

Wurde die Politik unterrichtet?

Der Kulturausschussvorsitzende Hartmut Rohmer (SPD) verlangte im Juni/Juli 2011 Akteneinsicht, um die die in seinen Augen schleppende Bearbeitung des Themas nachvollziehen zu können. Er wollte den Sanierungsfall auf einer Sondersitzung des Kulturausschusses Ende Juli diskutieren, die aber wegen vieler (Urlaubs-)Abwesenheiten nicht zustande kam. Nun legt die Verwaltung den Sachstandsbericht in der morgigen Sitzung vor.

Welche Konsequenzen hat eine Unterschutzstellung des Museums?

Die Baumaßnahmen müssen den Denkmalschutzregeln entsprechen, sind aber nicht unmöglich. Das Besondere: Viele der sanierungsbedürftigen Bereiche sind in die Betonwände eingegossen. Für die große Sanierung können Fördergelder vom Land oder der Stiftung Deutscher Denkmalschutz beantragen. Da der Architektenwettbewerb für die Erweiterung 2002 ohne Belange des Denkmalschutzes verlaufen ist, muss das Ergebnis "noch mal geprüft werden", sagt Ludger Sutthoff vom LVR.

Müssen jetzt alle Maßnahmen aufgeschoben werden?

"Eine temporäre und provisorische Ertüchtigung der Haustechnik", so sagt die Verwaltung, sei möglich.

(NGZ/rl)
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