Schützengipfel in Neuss Vereine wollen Böllern - auch ohne Feste

Neuss · Bürgermeister Reiner Breuer hat den Vereinen Entgegenkommen bei den Zuschüssen zugesagt. Mittlerweile sind alle Schützenfeste im Stadtgebiet abgesagt worden – selbst von Vereinen, die theoretisch noch hätten feiern können.

Viele Vereine wünschen sich, dass an ihrem eigentlichen Festwochenende geböllert wird – auch wenn dem Kanonendonner kein Fest folgt.   Archiv-Foto: woi

Viele Vereine wünschen sich, dass an ihrem eigentlichen Festwochenende geböllert wird – auch wenn dem Kanonendonner kein Fest folgt. Archiv-Foto: woi

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Zumindest für ein wenig Kirmesgefühl will Josef Kremer sorgen, der langjährige Sprecher des Schaustellerverbandes im Kreis. Er hat an der Vereinsstraße in Holzheim seinen Grillwagen aufgebaut und bietet dort an, womit sich Schützen und Kirmesbesucher sonst gerne auf den Festwiesen stärken. Denn die bleiben in diesem Jahr verwaist.

Selbst die Vereine, die theoretisch noch feiern könnten, weil ihr Heimatfest zum Beispiel erst im September anstünde, zeigen sich in Zeiten untersagter Großveranstaltungen solidarisch und sagen ab. Das wurde beim Schützengipfel am Mittwoch, zu dem Bürgermeister Reiner Breuer eingeladen hatte, von den Vertretern aller Vereine und Bruderschaften so geäußert.

Kein Fest heißt aber nicht, dass das Schützenbrauchtum 2020 unter die Räder kommen muss. In einem Lenkungskreis unter Leitung des Ordnungsdezernenten Holger Lachmann soll deshalb geklärt werden, was möglich ist. Ein Wunsch war zu klären, ob die städtischen Geschütze nicht an den Tagen böllern könnten, an denen sie sonst das Schützenfest im Ort eingeläutet hätten.

Kritisiert wurde, dass die vom Land angekündigten Richtlinien etwa zur Definition des Begriffs Großveranstaltung noch ausstehen. Martin Flecken, Präsident der Neusser Bürger-Schützen, hätte nämlich gerne mit den Beschlüssen, die das Komitee am Donnerstagabend fassen wollte, die Korpsführer auch über den rechtlichen Rahmen informiert – und was dieser zulässt. Im Zweifel wolle er für Klarheit sorgen, kündigte Breuer nach Gesprächen mit den kommunalen Spitzenverbänden an. Er lockerte überdies die enge Zweckbestimmung für Zuschüsse, die etwa gezielt für Fackelbau oder Festausrichtung gewährt wurden. Das Geld kann in den Vereinen bleiben, wenn es zur Brauchtumsförderung eingesetzt wird.

Kurz nach dem Gipfel sagten die Weckhovener Schützen ihr Fest ab. Man habe Züge und Korps direkt angesprochen und die Kameradschaft beschworen, sagt Sprecher Dominik Rösning. Mit Erfolg: Die Mitgliederzahl ist trotz Festabsage annähernd unverändert. Rösning: „Corona hat dem Verein nicht geschadet.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort