Schützenfest Neuss Grenadiere: Kinder bauen Integrationsfackel

Neuss · Die Zietzschmann-Halle lockt Mädchen und Jungen aus dem Barbaraviertel. Die helfen dem Zug „Nüsser Divergenten“ beim Gestalten einer Großfackel. Ein integratives Brückenbau-Projekt, das die Fritz-Henkel-Stiftung fördert.

 Die Integrationsfackel der „Nüsser Divergenten“ ist (fast) fertig. Schützen und Kinder aus dem Barbaraviertel sind stolz auf ihr gemeinsames Werk, das sie jetzt in der Zietzschmann-Halle erstmals der Öffentlichkeit präsentierten. Ganz links Holger Körner aus der Projektleitung, der den Kontakt zur Fritz-Henkel-Stiftung herstellte.   Foto: L. Baten

Die Integrationsfackel der „Nüsser Divergenten“ ist (fast) fertig. Schützen und Kinder aus dem Barbaraviertel sind stolz auf ihr gemeinsames Werk, das sie jetzt in der Zietzschmann-Halle erstmals der Öffentlichkeit präsentierten. Ganz links Holger Körner aus der Projektleitung, der den Kontakt zur Fritz-Henkel-Stiftung herstellte. Foto: L. Baten

Foto: Ludger Baten

Damian, Davina, Emelie, Jonathan und Verenice umrunden aufgeregt die Pappkameraden in Uniform, mit ihren Handflächen drücken die Kinder der Wagenrückseite ihre Signierung auf: „Vielfalt bereichert, denn das Leben ist bunt!“ Eine Mischung von Vorfreude und Stolz macht sich in der Zietzschmann-Halle breit. An der Düsseldorfer Straße entstehen vierzig Großtransparente für den Fackelzug, eine unter allen ist das berührende Ergebnis eines beispielhaften Integrationsprojektes. Mädchen und Jungen aus dem Barbaraviertel haben mit den Grenadieren die Vielfalt-Fackel gebaut – ermöglicht durch Zuwendungen der Fritz-Henkel-Stiftung aus Düsseldorf.

Neusser Schützen rühmen ihre Toleranz und Integrationskraft. Gerd Philipp Sassenrath, König des Jahres 2015/16, rief damals die Aktion „Schützlinge“ auf, um Projekte der Flüchtlingshilfe zu fördern. Jetzt macht sich das Grenadierkorps auf den Weg, den Worten auch Taten folgen zu lassen. Es ist das Verdienst seines Vorsitzenden Rainer Halm, die verschiedenen Akteure zusammengebracht zu haben.

Erster Schritt Gemeinsam mit Holger Körner (58) aus dem Zug „Nüsser Sprösslinge“ entwickelte Halm das Integrationsprojekt „Brückenbauer in Frack und Zylinder“. Es geht darum, dass Schützen versuchen, alteingesessene Neusser und Neubürger zu vernetzen. „Unser Korps verbindet Tradition mit gesellschaftlichem Engagement“, sagt Körner, „darum übernehmen wir Grenadiere auch Verantwortung im Bereich Integration.“ Mit ihrem Konzept stießen Halm und Körner bei den Verantwortlichen der Fritz-Henkel-Stiftung auf offene Ohren, die das ehrenamtliche Engagement von Henkel-Mitarbeitern durch zweckgebundene Spenden fördert. Den Kontakt stellte Körner her, der als Key Account Manager für einen globalen Industriekunden beim Düsseldorfer Konsumgüter-Hersteller arbeitet.

Zweiter Schritt Wer vor die Türe der Zietzschmann-Halle tritt, der hat das Barbaraviertel vor Augen. Mit 41 Prozent ist der Ausländeranteil dort so hoch, das er nur vom Augustinusviertel (48 Prozent) übertroffen wird. Jeder vierte Einwohner über 18 Jahren ist laut einer Studie aus dem Jahr 2009 überschuldet. Die Grendier-Initiatoren klopften beim Jugendtreff der Katholischen Jugendagentur Düsseldorf an und gewannen einen Partner für ihr Integrationsprojekt. Angebote, die Gleichwertigkeit schaffen und soziale Strukturen mit Leben erfüllen, sind willkommen. „Viele Familien haben nur ein schmales Haushaltsbudget zur Verfügung“, weiß Nils Elsässer vom Jugendtreff, „da freuen wir uns über starke Partner.“

Dritter Schritt Es traf sich gut, dass Nils Elsässer vor seiner Schützenfest-Premiere steht. Er macht bei den „Nüsser Divergenten“ mit, die erstmals d’r Maat erop kommen wollen. Der Zug setzt sich aus Marschierern mit neun Nationalitäten zusammen und bot sich geradezu für das Intergationsvorhaben der Grenadiere an. „Die Jungs hatten als Neulinge gar nicht vor, eine Fackel zu bauen“, weiß Grenadier-Hauptmann Michael Gräff, „aber für diese Initiative ließen sie sich begeistern.“ So entstand die Divergenten-Fackel, bei der viele Kinder Hand anlegten. Nils Elsässer steuerte die Teilnahme über kleine Gruppen, die abwechselnd in der Halle arbeiteten. Dass er ausreichend Zeit zur Verfügung hat, verdankt er dem Verein Himmelblaue Traumfabrik, der eine Vertretung für seine Abwesenheitszeiten finanzierte. Das Ergebnis wird beim Fackelzug zu sehen sein.

Elsässer leitet gemeinsam mit Gräff und Körner das erfolgreiche Projekt, das zugleich eine Plattform für Wir-Gefühl und Erfolgserlebnis bildet. Holger Körner: „Wir wünschen uns, dass wir Teil einer Brücke in ein neues Leben werden.“

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