Innenstadt Schützen sind das soziale Netzwerk der Innenstadt

Neuss · Wer über Neuss spricht, der denkt an Schützen. 19 Schützenfeste werden stadtweit gefeiert; Experten schätzen, dass dabei insgesamt 15 000 Schützen und 5000 Musiker aufziehen. Doch der Ruf von Neuss als Schützenstadt gründet sich vor allem auf das innerstädtische Fest, das alljährlich am letzten August-Wochenende gefeiert wird. Dann ziehen knapp 7000 Marschierer durch die Straßen der Innenstadt. Die City ist Schauplatz der Auf- und Umzüge, auch wenn Festwiese und Kirmes im Hammfeld liegen und die Aktiven aus allen Neusser Stadtteilen in die Innenstadt eilen, um dort mitzufeiern.

Stadtteilserie: Wir in der Innenstadt
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Dabei ist das Schützenfest Ende August nur die Spitze des Eisbergs. Das Geheimnis von Neuss liegt im Schützenwesen begründet, das sich ganzjährig als tragfähiges soziales Netz durch die Neusser Gesellschaft zieht. In den Zügen und in den Korps findet gesellschaftliches Leben statt, dort teilen die Menschen über soziale Grenzen hinweg Freude und Leid. Sie helfen sich beim Umzug, beim Hausbau, stehen sich bei, wenn Krankheit und Tod Lücken reißen. In den Zügen definiert sich Nachbarschaft nicht durch räumliche, sondern durch menschliche Nähe.

Das Neusser Schützenfest feiern nicht allein die Aktiven in Uniform mit ihren Familien, sondern beim Schützenfest feiern auch die Nicht-Schützen mit. Der August-Termin bildet im Neusser Jahreszyklus eine gedankliche Zäsur, so wie Weihnachten und der anschließende Jahreswechsel. Am Schützenfest orientieren sich hierzulande Baupläne. Zum Schützenfest sind Vorgärten gepflegt, Fenster geputzt. Was vör de Dag nicht mehr erledigt werden konnte, das muss warten bis noh de Dag — keinesfalls wird es op de Dag angepackt. Schützenfest in Neuss bedeutet, die Stadt befindet sich im Ausnahmezustand.

Das alles spielt sich in der Innenstadt ab. Entlang der Zugwege wird gefeiert. Viele Familien, die dort wohnen, öffnen zum Schützenfest ihre Türen, sind aufmerksame Gastgeber für Schützen und Gäste, die sie einladen, den Zug zu schauen. Wer in der Innenstadt eine Wohnung am Zugweg hat, der gilt als privilegiert und hat zumindest Ende August jede Menge Freunde...

(NGZ)
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