Neuss Schützen ächzen unter behördlichen Auflagen

Neuss · Sicherheitskonzepte und die Suche nach Königsbewerbern, steigende Ausgaben für Musikkapellen und Nachwuchsförderung - beim ersten NGZ-Schützengipfel gestern Nachmittag ging der hochkarätigen Runde der Gesprächsstoff so schnell nicht aus.

Das war der erste NGZ-Schützengipfel
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Erfreulicher Fakt: Nachwuchsprobleme haben die Vereine, Bruderschaften und Gesellschaften, die gestern vertreten waren, offenbar alle nicht. Thomas Nickel, Präsident des Neusser Bürger-Schützen-Vereins verwies auf alljährlich mehr als hundert neue Marschierer netto im Neusser Regiment. "Wir haben uns dennoch gegen einen Aufnahmestopp entschieden", betonte er. Jeder vierte Kaarster Schütze ist jünger als 25 Jahre, meldete Claus Schiffer, Präsident der Kaarster Schützenbruderschaft. Ralf Heinrichs, Geschäftsführer des Bundes der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften, brachte es auf den Punkt: "Dort, wo das Schützenwesen stark ist, bleibt es das und wird sogar noch stärker. Wo dieses Brauchtum schwach ist, droht es unterzugehen." Bei der Nachwuchspflege gehe es nicht in erster Linie darum, Menschen zum Feiern zu finden, betonte Jochen Hennen, Präsident der Further Sebastianer: "Wir wollen vor allem schöne Traditionen weitergeben." Und Tradition, so ergänzte Peter Cremerius, Präsident des Bürgerschützenvereins Grevenbroich, "lebt nur durch Wandel; sie geht unter, wenn sie sich nicht dem Zeitgeist anpasst".

Auch gelichtete Reihen am traditionellen Schützenfest-Dienstag werden - vor allem bei den kleineren Festen - zunehmend zum Problem. Günter Piel, Präsident der Wevelinghovener Schützen, sah eine Ursache in der veränderten Arbeitswelt: "Früher haben die großen Firmen am Ort das Fest mitgetragen, nach dem Motto ,Heute ist Dienst, aber im Schützenzelt'." Klar gegen ein "Vorziehen" der schützenfestlichen Aktivitäten auf den Freitagabend positionierte sich Josef Kremer, Vorsitzender des Schaustellerverbands Rhein-Kreis Neuss, der Umsatzeinbußen befürchtet. Eine große der Herausforderungen, da waren sich alle einig, ist die immer größer werdende Belastung der zumeist ehrenamtlichen Vorstände durch gesetzliche Vorgaben und Auflagen. "Ist das ohne professionelles Knowhow überhaupt noch zu leisten?", fragte NGZ-Redaktionsleiter Ludger Baten, der das Treffen moderierte, schon fast rhetorisch. Zeltwirt Hans-Georg Späth sprach sich für einen intensiven Austausch der Schützenvereinen aus, "damit sie gegenüber Behörden und Politik mit einer Stimme sprechen und Gehör finden". Zustimmung kam von Ralf Heinrichs: "Wir versuchen, die Verbände auf Trab zu bringen, um politisch aktiv zu werden. Es kann nicht sein, dass die Gesetzgebung einen Verein wie ein Unternehmen behandelt und Behörden den Veranstaltern immer mehr Auflagen machen. Das stranguliert die Schützenvereine", befürchtet er.

(NGZ)
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