Prozess in Düsseldorf Lindenplatz-Schütze soll depressiv und abhängig gewesen sein

Neuss · Die drei Monate nach der Tat habe sie nicht schlafen können, noch heute nehme sie Schmerzmittel und könne wegen ihrer schweren Verletzung noch immer nicht weiterstudieren: Das 25 Jahre alte Opfer, das am 4. Oktober vergangenen Jahres auf dem Lindenplatz in Weckhoven angeschossen wurde, gab am Dienstag am dritten Prozesstag vor dem Düsseldorfer Landgericht Einblicke, wie sie die Tat erlebt hat.

 In Düsseldorf ist am Dienstag der Prozess gegen den Lindenplatz-Schützen fortgesetzt worden.

In Düsseldorf ist am Dienstag der Prozess gegen den Lindenplatz-Schützen fortgesetzt worden.

Foto: dpa, Britta Pedersen

Angeklagt ist ihr 47 Jahre alter Stiefvater, von dem ihre Mutter getrennt lebt. Das Scheidungsverfahren läuft.

Doch vor den Schilderungen des Opfers ließ zunächst der Verdächtige, dem versuchter Mord aus niedrigen Beweggründen und lebensgefährliche, körperliche Misshandlung mittels einer Waffe vorgeworfen wird, eine Einlassung von seinem Anwalt Gottfried Reims vorlesen. Die Version des Angeklagten: Er sei depressiv gewesen und habe sowohl Alkohol- als auch Drogenprobleme gehabt, nachdem ihm seine Frau gesagt habe, er dürfe den gemeinsamen Sohn nicht mehr sehen. Auch am Tattag habe er bis vormittags geschlafen und um 11 Uhr wieder angefangen zu trinken. Er gibt zu, am Nachmittag die Tochter seiner Noch-Ehefrau mit seiner Schusswaffe in Weckhoven aufgesucht, zunächst mehrmals in den Boden und ihr dann in die Schulter geschossen zu haben. Er habe sie jedoch keineswegs töten wollen.

Mit Tränen in den Augen versuchte seine Stieftochter gestern, den Tathergang zu rekonstruieren. Sie sei "einfach nur gerannt", als sie merkte, dass er hinter ihr herlief. Zu Fall kam die junge Frau auf der kleinen Wiese zwischen der St.-Nektarios-Kirche und einem Gedenkstein. Dort soll er sich auf sie gelegt, und versucht haben, sie umzudrehen. "Ich habe versucht, mit den Armen mein Gesicht zu schützen", sagt sie. Erst spät habe sie gemerkt, dass der schwarze Gegenstand in seiner Hand eine Schusswaffe ist. Wann genau er sie an der Schulter getroffen hat - ob im Moment des Weglaufens oder auf dem Boden liegend -, daran konnte sie sich gestern nicht erinnern. Erst als andere Personen auf die Situation aufmerksam wurden und der Schrei einer Person ertönte, habe er von ihr abgelassen und sei weggerannt.

Der Prozess wird am kommenden Freitag, 11. Mai, fortgesetzt.

(jasi)
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