Neuss Schüler arbeiten Geschichte auf

Neuss · Die Gymnasiastinnen Madita Beeckmann und Anna Hüllekremer haben eine Facharbeit über die Burgunderschule in Zeiten des 1. Weltkriegs geschrieben. Darin zeigt sich unter anderem, wie Kinder damals arbeiten mussten.

 Geschichtsinteressiert: Madita Beeckmann (links) und Anne Hüllekremer halten ihre Facharbeit "Das Schicksal der Neusser Burgunderschule im 1. Weltkrieg" in Händen. Dafür gab es eine Eins in Geschichte.

Geschichtsinteressiert: Madita Beeckmann (links) und Anne Hüllekremer halten ihre Facharbeit "Das Schicksal der Neusser Burgunderschule im 1. Weltkrieg" in Händen. Dafür gab es eine Eins in Geschichte.

Foto: Andreas Woitschützke

Die größte Hürde mussten Madita Beeckmann und Anna Hüllekremer noch vor der eigentlichen Arbeit nehmen: Die beiden Schülerinnen des Marie-Curie-Gymnasiums mussten Sütterlin lernen. Denn in dieser alten Schriftform ist die Chronik der Burgunderschule verfasst, die die beiden 17-Jährigen für ihre Facharbeit "Das Schicksal der Burgunderschule im 1. Weltkrieg" im Projektkurs Geschichte benötigten. "Das ist ein ganz anderes Alphabet", erklärte Hüllekremer mit Blick auf das Sütterlin, und Beeckmann ergänzte: "Da mussten wir uns erst einmal zwei Wochen einarbeiten." Insgesamt verschlang die Arbeit fast ein ganzes Schuljahr.

Der Aufwand wurde aber belohnt: mit 14 Punkten, also der Note eins. "Natürlich mit einer Eins", betonte Geschichtslehrer Michael Kahlki, den besonders eine Anekdote der Facharbeit beeindruckte: die von Hubert Loevenich. "Der war hier Lehrer und wurde eingezogen", berichtete Kahlki. "Zweimal ist er schwerst verwundet worden, einmal durch einen Giftgasangriff, den er eindrucksvoll dokumentiert hat. Zweimal ist er genesen, wurde wieder einberufen – um dann auf dem Weg zur Front Opfer eines Raubmordes zu werden. Das ist ein Stück Ironie der Weltgeschichte", fand Kahlki.

Hüllekremer und Beeckmann haben herausgefunden, dass der Unterricht an der Burgunderschule seinerzeit eingestellt werden musste, da die Schule als Lazarett benötigt wurde. Aus der Chronik, die sie studierten, geht auch hervor, dass die Belegung der Klassen an der Burgunderschule einst viel höher war. Die so genannte Volksschule besuchten Kinder bis sechs Jahre. 1927/1928 waren es in sieben Klassen "277 Knaben und 267 Mädchen" – heute gehen insgesamt 219 Kinder auf die Grundschule.

Deren Leiterin ist Gabriele Cunrady, die sich sehr über die Arbeit der Gymnasiastinnen freute: "Wir haben uns ja auch meistens nur mit der Neuzeit beschäftigt", sagte Cunrady. "Jetzt ist es interessant, Dinge aus der Anfangszeit zu sehen. Zum Beispiel, was die damaligen Schüler alles für die Soldaten angefertigt haben. Da waren unter anderem mal 288 Paar Socken dabei." Für Cunrady leitet sich daraus eine Erkenntnis ab, die sie sie den Schülern vermitteln will: "Auch wenn du sechs Jahre alt bist, kannst du Gutes tun." Das ist auch ein Motto der Charity-Projekte, die die Burgunderschule immer wieder betreibt.

Die Facharbeit von Beeckmann und Hüllekremer wird "sicher eine Grundlage für den Geschichtsunterricht bei uns sein", sagte Cunrady, damit "die Kinder auch einfach mal die Unterschiede sehen". Und damit sich noch mehr Menschen davon überzeugen können, will sie die Facharbeit auf der Homepage der Burgunderschule veröffentlichen – natürlich nicht in Sütterlin.

(NGZ)
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