Neuss Schrittweise durch 2000 Jahre

Neuss · Zum vierten Mal fand am Samstag in der Neusser City das Stadtfest "Zeitsprünge" statt. Vom Konvent bis zum Freithof konnten die Besucher mit wenigen Schritten von Epoche zu Epoche wandern.

 Selbst Kaiser Wilhelm gab sich beim Stadtfest "Zeitsprünge" die Ehre und ließ sich auch von Füsilieren und Rittern nicht erschrecken.

Selbst Kaiser Wilhelm gab sich beim Stadtfest "Zeitsprünge" die Ehre und ließ sich auch von Füsilieren und Rittern nicht erschrecken.

Foto: Woi

Ein gewaltiger Schuss ließ die Besucher am Markt aufschrecken. Abrupt war damit jede Unterhaltung unterbrochen. Das Geböller gehörte zum historischen Stadtfest "Zeitsprünge", bei dem Kostümierte, Künstler, Ausstellungsstücke und andere Attraktionen 2000 Jahre Siedlergeschichte am Rhein spegelten. Die Schießeinlage lieferten die Lützower Jäger, einem Freikorps, das während Napoleons Herrschaft gegen die Besatzer kämpfte. Helmut Meister hatte das Vorderladergewehr mit Schwarzpulver geladen und Papier zum Dämmen hineingestopft. "Würde ich statt des Papiers eine Kugel nehmen und scharf schießen, würden bei den Häusern hier einige Scheiben zu Bruch gehen", sagte Meister. So blieb es beim kurzen Schrecken.

Neuss: Schrittweise durch 2000 Jahre
Foto: Woitschützke, Andreas

Der Knall unterbrach auch Hagen Pätzold beim Vortrag über sein außergewöhnliches Musikinstrument, dem römischen Cornu. Das aus einem drei Meter langen Bronzerohr gebogene Horn hatte er nach einem Originalfund aus Troja selber nachgebaut. Darauf spielte er eine eigens komponierte Fanfare, aber auch ein originales Musikstück aus der Zeit des Römischen Reichs. "Das Cornu diente nicht nur für militärische Befehle. Durch den Wohlklang des Blechs bot es bei Gladiatorenkämpfen in der Arena den musikalischen Rahmen", erklärte Pätzold. Heutige Instrumente könnten die besonderen Töne des Cornus nicht wiedergeben, so der Musiker.

Neuss: Schrittweise durch 2000 Jahre
Foto: Woitschützke, Andreas

Nur wenige Schritte, aber viele Jahrhunderte weiter stand Kaiser Wilhelm II. mit Zwirbelbart und Pickelhaube. Jörg Springhart vom Verein "Der Kaiser kommt" stellte den letzten deutschen Monarch dar. Claudia Lorenz kleidete sich wie eine Hofdame von Kaiserin Auguste. Korsett und Popo-Polster waren allerdings sehr unbequem, verriet sie. Die Preußen begrüßten auch einen bayrischen Gesandten: Rüdiger Erbslöh in Schützenuniform von einem Hellblau wie die Uniform der Bayern damals. Also besorgte er sich auch passende bayrische Orden dazu.

Das "Zeitsprünge"-Festival erstreckte sich wieder über mehrere Spielorte. Am Konvent konnten Kinder auf alten Dreirädern selbst ein paar Runden drehen oder in einer Seifenkiste oder kleinen Kutsche mit Holzpferd Platz nehmen. Erstmals zeigten auf einem Laufsteg vor Mode Heinemann Schauspieler vom Theater am Schlachthof historische Mode von der römischen Kampfausrüstung bis zum Petticoat. Ebenso war Musik aus den verschiedenen Epochen zu hören. Aufmerksamkeit erregte wie gewohnt der Einbruch des "Fetzers" ins Neusser Rathaus. Und wie immer haben ihn die Sappeure auf dem Balkon überwältigt.

(NGZ)
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