Rhein-Kreis Neuss Schon bei Verdacht 110 wählen

Rhein-Kreis Neuss · Die Zahl der Einbrüche ist weiter auf Rekordniveau. Die Aktion "Riegel" vor" macht die Bekämpfung dieser Delikte auf Jahre zum Schwerpunktthema. Doch der Erfolg hängt auch von den Hinweisen aus der Bevölkerung ab.

 Melanie Storch gehört zu dem Team der Polizei-Leitstelle. Sie nimmt Anrufe über die Notrufnummer an und koordiniert die Einsätze.

Melanie Storch gehört zu dem Team der Polizei-Leitstelle. Sie nimmt Anrufe über die Notrufnummer an und koordiniert die Einsätze.

Foto: A. Woitschützke

Die Polizei gibt eine "Wahl-Empfehlung" ab: 110, die kostenfreie Notrufnummer der Polizei. Bis zu 150 000 Anrufe gehen heute schon jedes Jahr über diesen heißen Draht bei der Leitstelle der Kreispolizeibehörde an der Jülicher Landstraße ein, doch es könnten mehr sein. Vor allem mehr zeitnah mitgeteilte Hinweise von Menschen, denen etwas auffällt, die wegen einer Beobachtung misstrauisch geworden sind, die vielleicht sogar eine Straftat beobachten. Denn nur so kann die Polizei Erfolg haben — gerade bei der großen Zahl der Einbruchsdelikte.

1501 Einbrüche im Rhein-Kreis wies die Statistik für das Jahr 2010 auf. Ein dramatisch hoher Wert, der 42,7 Prozent über den Vorjahreszahlen lag. Für das vergangene Jahr liegen noch keine Zahlen vor, aber ein Trend: "Wir liegen wahrscheinlich auf Vorjahresniveau", fasst Polizeisprecherin Diane Drawe zusammen.

Ein Patentrezept gegen diese anhaltend hohe Zahl hat die Polizei noch nicht, aber sie bündelt die Kräfte. "Riegel vor" heißt die landesweite Kampagne, die die Einbruchskriminalität in den kommenden fünf Jahren zum Schwerpunktthema macht. Neben Anstrengungen zur Prävention will sie auch die Aufklärungsquote erhöhen. Dazu braucht die Polizei Helfer — keinen Helden. "Mir ist ein ordentlicher Hinweis lieber, als dass sich jemand in Gefahr bringt", betont Michael Meyer, der Leiter des Führungs- und Lagedienstes.

Bei ihm und seinen Kollegen gehen die Anrufe über die Notrufnummer ein. 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr ist die Leitstelle von mindestens vier Beamten besetzt. Fachleute, die geschult sind, auch dem aufgeregtesten Anrufer zu helfen, seine Beobachtungen zu formulieren. Und sie ziehen von der Leitstelle aus die Fäden, damit die Polizei schnell vor Ort ist.

"Jeder Anruf, jeder Hinweis ist eine Chance", sagt Meyer, niemand solle sich scheuen, die Polizei zu alarmieren. Am besten natürlich unverzüglich. Noch besser wäre es, wenn der Anrufer bei seinen Beobachtungen auch die Zahl der Täter, etwaige Fluchtfahrzege oder ähnliche Besonderheiten benennen kann. "Kennzeichen sind immer ganz wichtig", sagt Meyer.

Leider ist die Realität oft eine andere. Beobachtungen werden erst Stunden oder gar Tage später weitergegeben und nicht selten ist der Anrufer nicht einmal der Hinweisgeber, sondern "delegiert" das Telefonat mit der Polizei. Das macht Nachfragen schwer bis unmöglich. Unter den 150 000 Anrufen ist deshalb jedes Jahr nur eine Handvoll, die unmittelbar zu einer Festnahme führen. Diesen Wert würde die Polizei gerne ausbauen.

(NGZ/rl)
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