Der Anbieter geizt nicht mit Superlativen Schlossherr gesucht

Der Anbieter geizt nicht mit Superlativen · Von Christoph Kleinau Die Abacho AG , die mit dem Neuen Markt einen kometenhaften Aufstieg erlebte, konsolidiert sich auf niedrigerem Niveau. Größte Belastung für den Suchmaschinen-Betreiber ist nun die Immobilie Schloss Reuschenberg. Schloss Reuschenberg steht leer. Doch nicht erst seit die Ferien AG vor vier Wochen dort ausziehen musste, denkt Ingo Endemann über einen Verkauf von Schloss und Nebengebäuden nach. Komplett oder in zwei Teilen. Kaufpreis: 4,7 Millionen Euro.

Von Christoph Kleinau Die Abacho AG , die mit dem Neuen Markt einen kometenhaften Aufstieg erlebte, konsolidiert sich auf niedrigerem Niveau. Größte Belastung für den Suchmaschinen-Betreiber ist nun die Immobilie Schloss Reuschenberg. Schloss Reuschenberg steht leer. Doch nicht erst seit die Ferien AG vor vier Wochen dort ausziehen musste, denkt Ingo Endemann über einen Verkauf von Schloss und Nebengebäuden nach. Komplett oder in zwei Teilen. Kaufpreis: 4,7 Millionen Euro.

Der Anbieter geizt nicht mit Superlativen: "Gerne möchten wir Ihnen aus unserem Bestand eine der wohl einzigartigsten Immobilien Deutschlands anbieten", lockt die Endemann Vermögensverwaltung, doch viele der so angeschriebenen Makler halten dieser Versuchung problemlos stand. Denn die angepriesene Liegenschaft ist mit 3100 Quadratmetern Nutzfläche nicht eben klein und mit einem Kaufpreis von 4,7 Millionen Euro nicht gerade billig. Dabei ist sie repräsentativ, schön gelegen und zu einem guten Teil sogar vermietet. Trotzdem heißt es in Branchenkreisen: Schloss Reuschenberg, denn dieses Schmuckstück verbirgt sich hinter der Offerte, wird nicht leicht an den Mann zu bringen sein. Schlossherr gesucht. Ingo Endemann hatte das Anwesen im Jahr 1999 nach zwei Jahren ohne Nutzung wieder zu neuem Leben erweckt.

Das nötige Kleingeld für Kauf und Sanierung hatte der heute 36-Jährige mit seiner 1996 gegründeten Abacho AG, dem Betreiber einer Internet-Suchmaschine, auf dem so genannten Neuen Markt verdient. Als dem Börsen-Boom die Ernüchterung folgte und die Kurse ins Bodenlose stürzten, war das Schloss eines der letzten Pfänder für die Aktionäre. Nicht verkaufen, riet die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, als der Nennwert der Aktien im Cent-Bereich angekommen war. Schließlich würde ein Aufkäufer sich so für kleines Geld das dem Tochterunternehmen Endemann Vermögensverwaltung gehörende Schloss unter den Nagel reißen können. Nun ist das Schloss mit Kapelle, Schwimmbad, Herrenhaus, 21 000 Quadratmeter Grundstück, Baureserve für zusätzliche Vorhaben, "traumhaftem Baumbestand" und "idyllischem Wassergraben", wie es schwärmerisch im zwölfseitigen Exposé heißt, doch am Markt. Um (noch einmal) die Abacho-Kriegskasse zu füllen?

"Das operative Geschäft sieht sauber aus, was uns Probleme bereitet, ist die Immobilie selbst", betont Firmengründer und Vorstandsvorsitzender Endemann, dessen Unternehmen sich nach einem drastischen Sparkurs auf bescheidenerem Niveau konsolidiert. Die noch 14 Mitarbeiter zählende Abacho AG konnte im Vorjahr den Umsatz um 18 Prozent auf 3,2 Millionen Euro steigern und ein positives Betriebsergebnis erwirtschaften: 108 000 Euro vor Steuern. Das schafft Luft. Die Liegenschaft sei, obwohl die Einnahmen daraus jährlich 100 000 Euro unter den Aufwendungen liegen, für das Unternehmen nicht existenzgefährdend, sagt Endemann. Für ihn kämen Verkauf wie Vermietung gleichermaßen infrage, doch ist dem gebrannten Vermieter die Abgabe inzwischen lieber. Denn mit der Ferien AG saß im eigentlichen Schloss ein Mieter, der den Zins über Monate nicht zahlen wollte.

Diese Streitfrage, so Endemann, sei erst vor kurzem abschließend vor einem Düsseldorfer Gericht in seinem Sinne entschieden worden. Seit vier Wochen steht das Schloss deshalb nun leer. "Das macht die Sache einfacher", sagt Endemann, der den Titel Schlossherr innerhalb der nächsten beiden Jahre gerne los würde. Wenn sich das Schloss nicht komplett verkaufen lässt, so Endemann, sei auch eine Aufteilung in zwei annähernd gleich große Teile vorstellbar: innerhalb und außerhalb des Wassergrabens. Damit bliebe die ehemalige Schule, der Firmensitz der Abacho AG, zunächst weiter im Besitz der Gesellschaft. Für die Stadt als Vorbesitzer ist das Schloss noch kein Thema. Zwar hat sie sich beim Verkauf 1999 als einzige Auflage ein zehnjähriges Vorkaufsrecht ausbedungen, doch müsste, bevor sich der Rat mit dieser Option beschäftigt, erst einmal ein Käufer gefunden werden.

(NGZ)
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