Aktion: Streifzug „Mosaike“ durch Neuss Papier-Kunst in historischer Kulturlandschaft

Selikum · „Neusser Mosaike:“ Wo früher junge Frauen das Hauswirtschaften lernten, zeigt die Kunstinitiative „Wurzeln und Flügel“ auf Schloss Reuschenberg wechselnde Ausstellungen. Neuss Marketing und NGZ laden zum Start der Tourenreihe „Neusser Mosaike“ am 9. Juni 2018 ein.

 Unter dem Titel „Papier Partout“ präsentiert ein Künstlerkreis auf Schloss Reuschenberg Papierkunst.

Unter dem Titel „Papier Partout“ präsentiert ein Künstlerkreis auf Schloss Reuschenberg Papierkunst.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

Der Zugang zum Schloss Reuschenberg bleibt der Öffentlichkeit versagt. Immerhin ist das fast 200 Jahre alte Herrenhaus privater Wohnsitz der Familie Düsterberg-Eissing. Für Kunstliebhaber aber gibt es auf dem Gelände zwischen Corneliuskapelle und Erftaue Spannendes zu entdecken. In einem sachlichen Flachdachbau, der bis in die 1980er Jahre als Hauswirtschaftsschule diente, zeigt die Kunstinitiative Wurzeln und Flügel e.V. jährlich drei, manchmal vier Kunstausstellungen. „Papier Partout“ lautet der Titel der aktuellen Schau mit Werken von sieben Kunstschaffenden, die noch bis zum 23. Juni zu sehen ist. Am Samstag, 9. Juni, begrüßt Hausherrin Beate Düsterberg-Eissing die Teilnehmer der ersten Führung im Rahmen der Tourenreihe „Neusser Mosaike“ zu einer exklusiven Führung durch die Schau.

Ein Raum im Parterre ist dabei dem Werk der im Herbst 2017 verstorbenen Grevenbroicher Papier-Künstlerin Anne Behrens gewidmet. „Sie hat sich so sehr auf die Ausstellung gefreut“, sagt Beate Düsterberg-Eissing, zugleich Motor der Kunstinitiative. Insgesamt 96 der kleinformatigen Arbeiten von Anne Behrens sind dort derzeit zu sehen. Noch im Frühjahr 2017 hatten sich die beiden Frauen zur Planung der Ausstellung getroffen, anschließend hatte Anne Behrens 25 Werke eigens für diese Gelegenheit geschaffen. Nun, nach ihrem Tod, wird die Schau fast zu einer Art Retrospektive, denn auch frühe Arbeiten der Künstlerin sind zu sehen, die sich vom Spätwerk deutlich unterscheiden. „Wir sind der Familie so dankbar, dass sie es möglich gemacht hat, diese Arbeiten zu zeigen“, betont Beate Düsterberg-Eissing.

Nachdem sie und Ehemann Heinz Eissing das Schloss Reuschenberg und den umgebenden Park vor einigen Jahren erworben hatten, machten sie sich mit viel Respekt vor der langen Historie – erste Erwähnungen datieren ins 13. Jahrhundert – ans Renovieren. Das ehemalige Schulgebäude war zu diesem Zeitpunkt teilweise vermietet. „Das war uns ganz recht, da wir erst einmal das Schloss auf Vordermann bringen wollten“, erzählt die Besitzerin und erinnert sich an zahlreiche kleine Räume, die den „Charme eines Mädchen-Wohnheims“ versprüht hätten. Mit Unterstützung des Neusser Architekten Rudolf Küppers gelang eine behutsame Annäherung an das ursprüngliche Erscheinungsbild des Schlosses. Ihr Ziel: „Wir wollten das Schloss für die nächste Generation fit machen und das Ensemble für den Standort erhalten.“

Der Kontakt mit Künstlern habe ihr geistige Türen geöffnet, versichert die gelernte Goldschmiedemeisterin und Designerin, die sich in Selikum wohlfühlt („Neuss tut uns gut.“). Im Jahr 2004 kam es zur Gründung der Kunstinitiative „Wurzeln und Flügel“, die schwerpunktmäßig junge Kunst fördert – etwa beim Kunstball im Neusser Swissôtel 2017. Seit die früheren Unterrichtsräume umgestaltet wurden, bieten sie rund 1800 Quadratmeter Ausstellungsfläche auf zwei Ebenen, zuweilen wird zusätzlich das Untergeschoss mit einbezogen. Hell, sachlich, mit dem Blick ins umgebende Grün nimmt sich die Architektur dabei ganz zurück und gibt den Werken Raum. Etwa den eleganten Porträts von Petra Ellert, die den Blick sofort gefangen nehmen. Oder den originellen Skulpturen von Mutsumi Aoki, die neugierig machen.

Farbig bedruckte Wellpappe ist das bevorzugte Material von Andreas My. Eine Hommage an Lucio Fontana gelingt Aja von Loeper mit ihren reliefartigen, teilweise beleuchteten Großformaten. Beeindruckend sind die präzise gearbeiteten architektonischen Motive von Simon Schubert – kaum zu glauben, dass es sich dabei um gefaltetes Papier handeln soll. Zu schnell sollte der Besucher übrigens nicht am Eingang vorbeihuschen: Dort verströmt Martina Justus‘ Installation „Semiramis“ ein klein wenig Urwald-Stimmung.

(NGZ)
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