Neuss Schiffsexplosion: Polizisten üben Ernstfall

Neuss · Rund 120 Polizisten aus zwölf Nationen - darunter Australier und Kanadier - haben am Dienstag eine Großübung im Hafen durchgeführt. Sie ist Bestandteil des Internationalen Polizeiseminars, das in der Quirinus-Stadt ausgerichtet wird.

 Volle Konzentration: Die Verständigung mit den Kollegen klappt bei der Übung über alle Sprachgrenzen hinweg.

Volle Konzentration: Die Verständigung mit den Kollegen klappt bei der Übung über alle Sprachgrenzen hinweg.

Foto: L. Berns

Aus dem Szenario hätte Hollywood-Regisseur Roland Emmerich ein Action-Spektakel der Sonderklasse gemacht: Im Neusser Hafen explodiert ein Tanklastschiff, und jetzt rückt die Polizei an, um die Lage in den Griff zu kriegen. Und da es sich um eine richtig satte Explosion handelt, sind Einsatzkräfte aus zahlreichen Ländern dabei. Genau diese Situation gab's gestern Vormittag im Hafen - wenn auch nur als Simulation. Das Landesamt für Ausbildung, Fortbildung und Personalangelegenheiten (LAFP) der Polizei NRW hat die Großübung in Neuss organisiert - und sofort sammeln sich Schaulustige rund um den Einsatzort. So viel Polizei gibt's in Neuss sonst schließlich nur selten auf einen Blick zu sehen.

 Mit dem Schiff geht es ganz nah an den "Tatort" heran.

Mit dem Schiff geht es ganz nah an den "Tatort" heran.

Foto: Berns Lothar

Rund 120 Polizisten aus zwölf Nationen nehmen an der Großübung teil, sogar Australier und Kanadier sind dabei. Neben den deutschen Beamten wirken zudem Kollegen aus zahlreichen europäischen Ländern mit, unter anderem aus Norwegen, Dänemark, Großbritannien und den Niederlanden. In Neuss findet in dieser Woche das "13. Internationale Polizeiseminar Photogrammetrie/3D-Laserscanning" statt, und die Großübung ist Teil davon. "Größere Schadenslagen oder Verkehrsunfälle mit großem Ausmaß erfordern eine professionelle Dokumentation, die ständig weiterentwickelt wird", erklärt LAFP-Sprecherin Mareike Niehoff. "Der Austausch zwischen Kriminal- und Verkehrspolizei, Gutachtern, Rechtsmedizinern und Industrie - national und international - ist darum sehr wichtig."

Die Großübung im Hafen ist daher ein Workshop zur Tatortvermessung und -dokumentation. Zudem werden neue Techniken einem Praxistest unterzogen. Bei der Übung werden Drohnen, Unterwassersonar und Laserscantechnik eingesetzt, um ein dreidimensionales Bild der Umgebung zu erzeugen. Am Rand des Hafenbeckens tauschen sich Fachleute der Polizei ständig aus, Sprachbarrieren gibt es nicht, die Verständigung klappt reibungslos. Was für die Übung an Technik aufgefahren wird, versetzt manchen, der das Spektakel verfolgt, in Staunen - auch wegen der Taucher im Hafenbecken und wegen des Polizeihund-Einsatzes.

 Taucher erkunden diesen zudem unter Wasser.

Taucher erkunden diesen zudem unter Wasser.

Foto: Berns Lothar

Federführend bei der Durchführung des fünftägigen Polizeiseminars in Neuss ist der Fachbereich Kriminalitätskontrolle des LAFP. Der internationale Charakter ist dabei wichtig - schließlich kommt es bei der Verbrechensbekämpfung häufig auf vertrauenvolle Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg an. Neuss ist bei der Durchführung der Fortbildung längst eine feste Größe geworden.

Alle zwei Jahre wird das internationale Polizeiseminar in der Quirinus-Stadt ausgerichtet. Neben der Nähe zum LAFP-Bildungszentrum in Neuss hängt dies auch mit der guten Zusammenarbeit mit der Hafenmeisterei zusammen. Bei den Seminaren gibt es auch stets eine Großübung - allerdings ist die Lage immer eine andere. Es muss ja nicht immer Stoff wie aus einem Roland-Emmerich-Film sein.

(NGZ)
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