Illegale - Menschen ohne Papiere Schattenmenschen

Illegale - Menschen ohne Papiere · Von Christoph Kleinau Wer Illegalen hilft, tut dies oft im Verborgenen und in einer rechtlichen Grauzone. Die Caritas tut dies, vor allem im humanitären Bereich . Jetzt macht sie das Problem Illegalität öffentlich. Mit einer Ausstellung.

Von Christoph Kleinau Wer Illegalen hilft, tut dies oft im Verborgenen und in einer rechtlichen Grauzone. Die Caritas tut dies, vor allem im humanitären Bereich . Jetzt macht sie das Problem Illegalität öffentlich. Mit einer Ausstellung.

Sie heißen Otis, Rosita oder Sergej, kommen aus Osteuropa, Lateinamerika oder Afrika. Schattenmenschen sind sie alle, denn sie leben unter uns und machen sich doch möglichst klein und unsichtbar. Illegale. Menschen ohne Papiere, ohne Aufenthaltsstatus. Menschen in Angst vor Entdeckung und Abschiebehaft. Es gibt sie auch in Neuss. Doch wenn Josè Rodrigues vom Migrationsdienst der Caritas erzählen soll, erwähnt er nur typisch untypische Fälle. Denn auch Menschen wie er müssen vorsichtig sein: Wer Migranten hilft, setzt sich möglicherweise dem Vorwurf aus, Beihilfe zu unerlaubtem Aufenthalt zu leisten. Zwei Seiten der gleichen Medaille, zwei Seiten der Betroffenheit. Daran hat auch das zum Jahresanfang in Kraft getretene Zuwanderungsgesetz nichts geändert, erklärt Bereichsleiter Werner Hackländer: "Die reguläre Zuwanderung nach Deutschland wurde neu geregelt, die irreguläre Migration bleibt ein offenes Problem."

Auch in Neuss. Um das zu ändern, hat sich vor einigen Monaten das Forum "Leben in der Illegalität" der katholischen Kirche gegründet. Eines seiner Ziele: die Öffentlichkeit auf die Situation der Helfer, vor allem aber der Illegalen, aufmerksam zu machen. Denn sie tragen das ganze Elend und das ganze Risiko. Nutznießer dagegen sind mehr Bundesbürger, als viele wahrhaben wollen, arbeiten die Illegalen doch in Privathaushalten wie auch in der Gastronomie oder dem Baugewerbe. Wie sieht das Elend dieser Menschen aus, wie verändert das Risiko einer Entdeckung ihr Leben? Davon hat Maria Reinprecht-Kokkinis klare Vorstellungen. "Diese Menschen sind vermehrt Bedrohungen, Belästigungen und Ausbeutungen aller Art ausgesetzt", zählt die Sozialarbeiterin auf.

Faktisch rechtlos, weil sie ihre Rechte nirgendwo einfordern können, wird ihnen eine adäquate Entlohnung vorenthalten, werden sie zu Wucherzinsen in winzigen Unterkünften einquartiert. Das prägt ein Leben, das dem Normalbürger nicht erstrebenswert erscheint, diesen Menschen aber noch verheißungsvoll genug ist. Auf ihre Lebensumstände möchte die Caritas Neuss mit einer Ausstellung aufmerksam machen, die schon am Samstag von 11 bis 17 Uhr zu sehen ist, offiziell aber erst Montag 16 Uhr eröffnet wird. Bis zum 15. Juni ist die Präsentation in Neuss zu Gast, die auch aufzeigt, was Kirche, was Caritas tun kann, um diesen Menschen zu helfen. Die Grenzen dafür sind eng gesetzt.

"Wenn jemand mit dem Vorwurf kommt, sein Arbeitgeber beute ihn aus, hat er von uns keine Hilfe zu erwarten", stellt Hackländer klar. "Verraten" aber werde er nicht. "Wir sind keine Behörde", sagt Rodrigues. "Wir bieten jedem einen geschützten Raum und ein offenes Ohr." - Und in Notsituationen auch konkrete Hilfe. Dazu kann auch gehören, dass für Kinder illegaler Familien ein Platz in Schule oder Kindergarten gefunden werden muss (Hackländer: "Die Kinder können schließlich nichts für ihren Status"). Vor allem aber wer medizinische Hilfe benötigt, kann sich an die Caritas wenden, die noch immer Ärzte gefunden hat, denen der Eid des Hippokrates wichtiger war als die Strafandrohung des Staates. Eine besondere Notwendigkeit, so Reinprecht-Kokkinis, ergebe sich bei den Schwangeren.

Denn gerade bei den Illegalen sei die Zahl der Abbrüche groß. Immer aber geht es der Caritas darum, die Menschen psychologisch so weit zu stärken, dass sie aus dem Dunkel der Illegalität hevor zu treten wagen. Ihnen Hilfe für die Rückkehr anzubieten. Nicht ohne Erfolg, wie José Rodrigues in der Vorwoche erlebte, als eine Brasilianerin zu ihm kam, die zum Arzt musste - und nicht durfte. Sie ist inzwischen in Brasilien und wartet - mit einer Beschäftigungszusage eines Arbeitgebers in der Hand - auf ihre legale Rückkehr. Ein typisch untypischer Fall, weiß Rodrigues, denn der Normalfall heißt: Abschiebung. Auf nimmer Wiedersehen.

(NGZ)
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