Neuss Satirisches Theaterstück mit Sprechchor und zwei Paaren im RLT

Neuss · Für die Laien ihres Ensembles hat Regisseurin Sahar Amini besonderes Lob: "Sie kommen drei Mal die Woche zur Probe, sind sehr engagiert und hatten auch noch sehr viel Text zu lernen!"

 Aus Neussern besteht der "Heimatchor" der Inszenierung von "Wir sind keine Barbaren!", der eine wichtige Kommentarfunktion hat.

Aus Neussern besteht der "Heimatchor" der Inszenierung von "Wir sind keine Barbaren!", der eine wichtige Kommentarfunktion hat.

Foto: Frank Orbons

Zehn Neusser Bürger aus allen Generationen bilden in ihrer Inszenierung von Philipp Löhles Stück "Wir sind keine Barbaren!" den "Neusser Heimatchor", der wie einst in der Antike das Geschehen auf der Bühne kommentiert und einordnet. "Der Chor hat eine ganz wichtige Funktion", sagt Amini, die zudem findet, dass das Stück derzeit von der Realität fast schon überholt wird.

Als die Zusammenarbeit abgesprochen wurde, ergänzt auch Chefdramaturg Reinar Ortmann, habe wohl kaum einer geahnt, wie aktuell das Thema des Stücks sein würde. Es erzählt nämlich von den Paaren Barbara und Mario (Linda Riebau und Andreas Spaniol) und Linda und Paul (Alina Wolff und Stefan Schleue), die sich ihr Leben eingerichtet haben. Bis eines Tages ein Fremder an der Tür klopft. Der stellt ihr Leben auf den Kopf und jeden einzelnen vor eine Prüfung.

Damit ist das Stück ganz nah am Flüchtlingsdrama, "und mit jedem Ereignis in der Realität ist die Sprache im Stück schärfer geworden", sagt die Regisseurin. Denn Philipp Löhles Satire stellt auch die Sprache zur Diskussion: "Kann man die Realität verändern, wenn man die Sprache verändert?" fragen sich Amini und Ortmann mit Blick auf politisch korrekte oder unkorrekte Begrifflichkeiten. Allerdings betonen beide auch, dass die Geschichte nicht von einem Flüchtling erzähle, sondern "von uns, der deutsche Gesellschaft". Angst zu haben, sei nicht verwerflich, aber sie müsse hinterfragt werden: "Was macht sie mit mir?" Das Diffuse dieses Gefühls wird von Löhle auf eine besondere Weise gespiegelt: Der Flüchtling ist ständig anwesend, aber nie zu sehen. Also wird über ihn geredet, was dem "Heimatchor" auch reichlich Raum für Kommentare gibt. Das Bühnenbild dazu bleibt eher abstrakt, die Kostüme sind heutig.

Info Oberstraße 95, Freitag, 5. März, 20 Uhr Premiere, 02131 269933

(hbm)
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