Helfer aus Neuss Neusser sind über Anschlag in Sri Lanka bestürzt

Neuss · Nach den Terroranschlägen am Ostersonntag zeigt sich Heide Broll, Vorsitzende und Gründerin des Vereins „Sarvodaya“, erschüttert. Der Verein unterstützt mehrere Hilfsprojekte in Sri Lanka.

 Die Trauer nach den Terroranschlägen in Sri Lanka ist groß. Die ersten Opfer wurden bereits beerdigt – wie hier in Negombo.

Die Trauer nach den Terroranschlägen in Sri Lanka ist groß. Die ersten Opfer wurden bereits beerdigt – wie hier in Negombo.

Foto: dpa/Gemunu Amarasinghe

Seit vielen Jahren engagiert sich der Verein Sarvodaya Deutschland für die Hilfe in Sri Lanka. Heide Broll, die den Verein vor über 30 Jahren gründete, zeigt sich angesichts der jüngsten Terroranschläge am ,Osterwochenende sehr betroffen. Als sie die Nachricht erhielt, war sie geschockt. Das Land hatte sich nach dem langen Bürgerkrieg einigermaßen erholt und etwas Frieden war eingekehrt, dann dieser Schock.

Immer noch versucht Heide Broll an Informationen zu kommen, Freunde des Vereins in Sri Lanka zu erreichen. Leider wisse auch sie nicht mehr als aus Fernsehen und Zeitungen. Auch ihre Kontakte, zum Beispiel den Präsidenten der Sarvodaya-Bewegung in Sri Lanka, konnte sie bis jetzt nicht erreichen. Broll vermutet, dass „die Regierung wohl die Social-Media-Kanäle abgestellt“ habe, es würde nichts nach außen dringen, auf E-Mails habe sie auch noch keine Antwort erhalten.

Gerade in den vergangenen Jahren hatte sich der Verein dafür eingesetzt, die verschiedenen Ethnien in den Dörfern zusammen zu bringen und zu vermitteln. Broll verurteilt die Anschläge scharf, gerade an Ostern wäre das besonders „pervers“. Bei den Drahtziehern des Anschlags vermutet sie eine „größere Organisation dahinter“, was auch neueste Ermittlungsergebnisse nahe legen. Die verdächtige Gruppe „National Thowheeth Jamaath“ hätte die Anschläge wohl nur mit Hilfe eines International agierenden Netzwerkes durchführen können, so ein Regierungssprecher. Für den Verein gilt, sich jetzt in Geduld zu üben. Es müsse abgewartet werden, bis endlich nähere Informationen da sind und welche Auswirkungen sich ergeben. Broll hofft dass sie zur Mitgliederversammlung, die Ende April stattfinden soll, mehr weiß.

Die laufenden Hilfsprojekte sollen weiter geführt werden. Rund 15.000 Dörfer unterstützt der Verein in Sri Lanka. Vor allem das Projekt „Family link up“ (FIL) setzt sich mit Sprachkursen für eine bessere Kommunikation zwischen Tamilen und Singhalesen ein. Nach der Unabhängigkeit Sri Lankas wurde Singhalesisch zur Nationalsprache erklärt, davor wurde Englisch gesprochen. Inzwischen gelten Tamil und Singhales als offzielle Landessprachen. Weiter setzt sich der Verein für die Hilfe zur Selbsthilfe für Familien ein. Im vergangenen Jahr konnte damit 100 Familien geholfen werden, sich eigenständig zu versorgen, für die Zukunft soll weiteren 100 geholfen werden. Dazu kommt das seit einigen Jahren bestehende Fünf-Cent-Programm. Die gesammelten Gelder fließen in Bildung und finanzieren Stipendien für Schulen und zur Weiterbildung.

In Sri Lanka selber herrscht eine große soziale Ungleichheit, insbesondere in den ländlichen und ehemaligen Bürgerkriegsgebieten, wo struktureller Ausbau fehlt, leben viele Einwohner am Existenzminimum. Das Land ist multireligiös, neben dem Buddhismus sind auch Hinduismus, Christentum und der Islam bedeutende Religionen. Zur Konflikttransformation und Friedenssicherung konzentriert sich die deutsche Entwicklungsarbeit unter anderem auf die Förderung von Initativen zu sozialer Intergration, wie die Eröffnung von Integrationsbüros und die Durchführung interreligiöser Dialogveranstaltungen, sowie die Friedens- und Werteerziehung, die in die Lehrpläne aufgenommen wurde und an den Schulen vermittelt werden soll.

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