RLT Neuss Mit Figuren das Theater entwickeln

Neuss · Sarah Wissner ist eine von den Neuen im RLT-Ensemble und nicht nur als Schauspielerin engagiert worden. Sie steht für eine neue Richtung unter Intendantin Caroline Stolz: das Figurentheater auf der Bühne.

Für Caroline Stolz, die neue Intendantin am RLT, passt die Schauspielerin Sarah Wissner genau zum Ziel, Figurentheater an ihrem Haus zu etablieren. Denn Wissners Schwerpunkt, und wohl auch ihre Leidenschaft, liegen im Führen von Puppen – von Figuren, um genau zu sein, denn es geht nicht um erwartbares Puppentheater im Sinne von Kasper und Seppl, sondern um Figuren, die wie lebendige Mitspieler wirken und somit einem Stück/einer Inszenierung ein ganz anderes und vor allem eigenes Gewicht geben.

 Sarah Wissner ist Schauspielerin und Figurenspielerin am RLT.

Sarah Wissner ist Schauspielerin und Figurenspielerin am RLT.

Foto: Helga Bittner

Wobei die Intendantin nach den ersten Erfahrungen gemerkt hat, dass die Einbindung von Figuren so einfach nicht ist. Daher ist das Figurentheater derzeit auch nur nur wenig eingebaut, in Stücken wie „VaterMutterKind“ (für die jungen Zuschauer) oder „Shockheaded Peter“. Aber dass soll sich schon in der nächsten Spielzeit ändern, verspricht Stolz, denn dann werde stärker mit der Theaterform gearbeitet. Zwei Schauspielerinnen mit einer speziellen Ausbildung hat sie dafür engagiert: Miriam Schollmeyer und eben Sarah Wissner.

Letztgenannte soll das Märchen „Vom Fischer und seiner Frau“ zeigen. „Mit einem richtigen Puppenspiel-Regisseur“, sagt Stolz. „und einem Puppenspiel-Coach.“ Denn die Figurenspieler brauchten einen Spiegel, der aber könne nur einer sein, dem der Umgang mit Puppen vertraut ist: eben ein Coach oder Regisseur. Für Stolz steht fest, dass das RLT da noch viel lernen muss: „Wenn man nicht in dem Metier zu Hause ist, weiß man nicht, wie es gehen muss“, sagt die Intendantin, aber: „Wir lernen gerade unglaublich viel, um in der nächsten Spielzeit auszubessern.“ So soll es auch in „Nathan, der Weise“ und in der Weihnachtsgeschichte 2020 Figurentheater geben.

Sarah Wissner also weiß schon, was auf sie zukommt – und freut sich drauf. Vor allem, weil dann Lutz Großmann als Regisseur dabei ist, denn er hat in der Szene einen großen Ruf als Puppenspieler, Schauspieler, Regisseur und Puppenbauer. An der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Stuttgart hat sie ihre Ausbildung gemacht, als Schauspielerin und als Figurenspielerin, die erste Berührung mit dem Theater schon als Schülerin gehabt – und ursprünglich mal geglaubt, dass Schauspieler immer auch mit Figuren arbeiten können.

 Den Mitspieler in „The Dark Trullala“ hat Wissner selbst gebaut.

Den Mitspieler in „The Dark Trullala“ hat Wissner selbst gebaut.

Foto: Sarah Wissner

Objekttheater habe sie damals gemacht, sagt sie, „und habe gedacht, dass es Schauspiel ist, halt nur mit Dingen“. Heute weiß sie, dass „Objekttheater“ längst als Figurentheater gilt. Also hat sie sich in beiden Bereichen ausbilden lassen, steht im Augenblick im neuen Ensemble des RLT als Schauspielerin auf der Bühne („In einem tiefen, dunklen Wald“) und kombiniert in „Shockheaded Peter“, weil sie da auch eine Puppe führt.

Dass die Kollegen in Sachen Figurentheater noch viel lernen müssen, kann Sarah Wissner nur unterstreichen. „Das ist wirklich ein so großes Feld“, sagt sie, die aus der „Performance-Kunst“ komme und auch weiß, dass es mehr gibt als Marionetten oder Handpuppen. „Maskentheater, Schattentheater, Bild-, Objekttheater“ zählt sie auf und ergänzt zudem, dass noch viele andere Formen existieren, die sie selbst noch nicht ausprobiert habe.

Dass sie nun in Neuss das Figurentheater mitentwickeln kann, hat für sie auch den Reiz ausgemacht, von Chemnitz aus nach Westen zu gehen. Figurentheater habe eher Festivalcharakter, sagt sie, aber glaubt auch: „Wir müssen für das Stadttheater Formen entwickeln, die uns weiterbringen.“ Man dürfe sich nicht an alten Mitteln festhalten. Für eigene Projekte entwirft und baut Wissner die Puppen selbst. Dennoch hat sie großes Lob für die RLT-Werkstätten, die die Puppen für „Shockheaded Peter“ gebaut haben. Auch wenn sie sie schon lieber früher bei den Proben gehabt hätte ...

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