Rotary International – Jahresaustausch für 16- bis 18-Jährige Aus Austauschschüler wird ein Mann von Welt

Neuss · Durch Rotary kam Luis Coronado 1990 nach Neuss und Kaarst. Heute lebt der Mexikaner in Singapur und hält Kontakt zur zweiten Heimat.

 Coronado (3.v.l.) mit anderen internationalen Gästen beim Neusser Schützenfest.

Coronado (3.v.l.) mit anderen internationalen Gästen beim Neusser Schützenfest.

Foto: Ludger Baten

Sein Elternhaus steht in Tijuana, Mexiko, nahe der Grenze zu Kalifornien. Mit seiner koreanischen Frau lebt er in Singapur. Schützenfest feiert er in Neuss. „Die Stadt ist meine zweite Heimat“, sagt Luis Coronado (46), „in Neuss wurden die Weichen für mein Leben entscheidend gestellt.“ Das liegt fast dreißig Jahre zurück. Damals kam er als rotarischer Austauschschüler für ein Jahr an den Rhein. Das Stipendium gab der RC Kaarst, doch zwei seiner vier Gastfamilien wohnten in Neuss, wo er auch das Quirinus-Gymnasium besuchte. „Das Austauschjahr hat mir den Blick für die Welt geöffnet“, sagt Coronado, „in Neuss haben mir Freunde gezeigt, dass in Asien die Zukunft liegt.“ Ohne Rotary und seine Gastgeber in Neuss und Kaarst wäre sein Leben „in ganz anderen Bahnen verlaufen“.

Den Schützenfest-Bazillus haben ihm seine Gasteltern eingeimpft. Er wohnte bei Marieluise und Jochem Dammer, dem damaligen Schützenlust-Major, Rosa und Adolf Schätzlein und der Familie von Heinz Vogl („Reifen-Vogl“), die zum Hubertuszug „Wibbelstitze“ gehörten. Nur seine vierte Station, Ilse und Josef Hornfach in Kaarst, war eine schützenfest-freie Zone. Alle zwei, drei Jahre fliegt Luis Coronado seither ein, um als Grenadier über den Markt zu paradieren; Besuche bei seinen damaligen Gastfamilien gehören zum Pflichtprogramm.

 In Moskau sieht Coronado Mexikos WM-Sieg über Deutschland.

In Moskau sieht Coronado Mexikos WM-Sieg über Deutschland.

Foto: Luis Coronado

Weltweit unterhält Rotary das größte privat finanzierte Jugend-Austauschprogramm. Die Clubs in Neuss und Kaarst beteiligen sich Jahr für Jahr. „Dass Rotary die Horizonte junger Menschen öffnet, ist unbezahlbar“, sagt Coronado. Wichtig sei, dass der Gastschüler den Kontakt zu seinem Gastgeberclub über das eigentliche Austauschjahr hinaus pflege: „Diese Internationalität ist faszinierend und bietet ein weltweites Netzwerk.“ Das bestätigt auch der Neusser Ex-Schützenkönig Joachim Goetz, der auch Rotary-Governor war: „Der rotarische Jugendaustausch trägt stark zur Verbundenheit zwischen Menschen und zur Völkerverständigung bei. Viele Familien halten zu ihren Austauschschülern über ein Leben hinweg enge Kontakte. Luis ist hierfür ein eindrucksvolles Beispiel.“

 Coronado mit den Grenadieren Sommerlade (v. l.), Zhu und Faller.

Coronado mit den Grenadieren Sommerlade (v. l.), Zhu und Faller.

Foto: Luis Coronado/Familie Coronado

Weil der junge Coronado so viel von Rotary profitiert hat, engagiert er sich nun als Erwachsener bei Rotary. Er wird Präsident seines Clubs Singapore – Raffles City sein, wenn die World Convention Rotarys 2024 in Singapur stattfindet: „Ich hoffe, dass dann meine deutschen Freunde zu mir kommen.“ Zunächst wird er aber wieder nach Deutschland und Neuss kommen. Er wird einer von rund 25.000 Rotariern sein, die im Juni am Welttreffen in Hamburg teilnehmen. Die Rotary-Convention gilt als einer der weltweit renommiertesten Kongresse überhaupt.

Um möglichst vielen mexikanischen Kindern die Teilnahme am Rotary-Austauschprogramm zu ermöglichen, hat Luis Coronado eine Idee entwickelt, die er über eine Stiftung umsetzt: Firmen stellen nicht abgeflogene Meilen zur Verfügung. Einige Fluglinien akzeptieren diese Meilen, um mexikanischen Mädchen und Jungen die Teilnahme am Rotary-Programm zu ermöglichen, deren Eltern die Flugkosten als Eigenbeitrag nicht zahlen können.

Luis Coronado ist als internationaler Steuerberater Partner bei Ernst & Young, einer der vier umsatzstärksten Wirtschaftsprüfungsgesellschaften der Welt. Sein Einsatzgebiet ist der asiatisch-pazifische Raum zwischen der Mongolei im Norden und Australien im Süden. Aus dem 18 Jahre alten Schuljungen, der 1990 in Neuss ankam, ist ein Mann von Welt geworden. Er liebt das Rheinland, er lebt gern in Singapur, doch sein Herz gehört Mexiko. Das überhört seine Regierung nicht. Am 16. September, mexikanischer Nationalfeiertag, wird er vom Botschafter in Singapur zum Ritter der Republik Mexiko geschlagen. Eine Ehre, die nur 30 weiteren Landleuten weltweit zuteil wird. „Das alles wäre ohne Rotary, ohne meine Freunde in Neuss und Kaarst, nicht möglich gewesen“, sagt Luis Coronado.

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