Neuss Rosellen – ein Stadtteil nach Strukturwandel

Neuss · Durch Rosellen führt Simon Kolbecher am Samstag auf Einladung von Neuss Marketing und NGZ im Rahmen der Reihe "Neusser Kanten".

 Simon Kolbecher führt die Besucher auch zu dem Brunnen in Rosellen, der aus dem alten Altarstein von St. Peter geschaffen wurde.

Simon Kolbecher führt die Besucher auch zu dem Brunnen in Rosellen, der aus dem alten Altarstein von St. Peter geschaffen wurde.

Foto: Woi

Bis zur kommunalen Neugliederung 1975 noch selbstständige Gemeinde, hat Rosellen in den vergangenen Jahrzehnten einen grundlegenden Strukturwandel erlebt. Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein prägte die Landwirtschaft den Ort. Dem Zuwanderungsschub seit Mitte der 1970er Jahre folgte erst um die Jahrtausendwende die Ansiedlung großer Gewerbebetriebe. "Ein Segen", sagt Simon Kolbecher und denkt dabei natürlich an die vielen Hundert Arbeitsplätze.

Der ehemalige Schulleiter, der selbst in Rosellerheide verwurzelt ist, führt am Samstag im Rahmen der Reihe "Neusser Kanten" durch den südlichsten Neusser Stadtteil und verknüpft dabei Geschichte und Gegenwart. Sein Blick geht zurück in die Steinzeit, als bereits Menschen im Schatten des "Hoistener Berges" lebten, wie Funde auf dem Grabungsfeld Rosellen Nr. 7 belegen. Seither war das Gebiet kontinuierlich besiedelt.

Archäologen stießen auf Fundamente einer Villa Rustica und Spuren der römischen Straße von Trier nach Neuss. Die Franken, die sich in dem sumpfigen Gebiet nahe des Rheins niederließen, gaben dem Ort dann seinen Namen. Spätestens im 10. Jahrhundert dürfte die Bevölkerung christlich gewesen sein. Zumindest sind unter der Kirche St. Peter Fundamente eines Vorgängerbaues entdeckt worden.

Das heutige Gotteshaus aus der Mitte des 19. Jahrhunderts weist gleich mehrere architektonische und künstlerische Besonderheiten auf. Eine beeindruckende Vergangenheit haben die großen Höfe wie der Krings- beziehungsweise Quirinushof, der gar eine eigene Gerichtsbarkeit besaß, oder der gerade frisch restaurierte Kollenbergerhof am Schwarzen Graben. Längst sind die meisten landwirtschaftlichen Betriebe verschwunden. Für Arbeit sorgen heute zwei Pharmaunternehmen und ein Hersteller von Wetterradarsystemen. Manch modernes Firmengebäude dient Kolbecher als "Beispiel für gelungene Industriearchitektur".

Viel abgewinnen kann er der Nutzungsänderung der ehemaligen Raiffeisen-Warenzentrale, in der inzwischen ein Tanzstudio untergebracht ist. Wenn auch Gastwirtschaften, Lebensmittelgeschäfte und Geldinstitute im Laufe der vergangenen Jahre schlossen, macht Kolbecher positive Entwicklungen aus. So gelingt es dem Heimatverein, zahlreiche Neubürger einzubinden.

Bis Ende Oktober laden Neuss Marketing und NGZ zu Aktiv-Touren ein, um den Neussern ihre Stadt unter ungewohnten Blickwinkeln näherzubringen. Zu Fuß oder per Rad erkunden sie Teilnehmer einen Stadtteil oder ein Viertel – teils mit ungewöhnlichem, immer spannendem Schwerpunkt und geführt von Kennern der jeweiligen "Neusser Kante". Wie bereits bei der Touren-Reihe "Neusser Ecken" sind die Teilnehmer wieder aufgerufen, Fotos zu machen. Begleitet wird die Reihe darum von einem Foto-Wettbewerb.

(NGZ)
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