Neuss Römer, Liebe und die Avantgarde

Neuss · Das Clemens Sels Museum möchte auch in diesem Jahr wieder mehr als 25.000 Besucher anlocken. Die Ausstellungen setzen Schwerpunkte auf die Römer, die Liebe und ein Künstler-Trio der Avantgarde, das nicht nur das Rheinland prägte.

 Der römische Kaiser empfängt Gesandte. Neben ihm Legionäre bei Pionierarbeiten. Szene auf der Trajanssäule in Rom (Rekonstruktion: Ritchie Pogorzelski).

Der römische Kaiser empfängt Gesandte. Neben ihm Legionäre bei Pionierarbeiten. Szene auf der Trajanssäule in Rom (Rekonstruktion: Ritchie Pogorzelski).

Foto: CSM

Bilderbogen vor stimmungsvoller Kulisse: Von den Staffeleien mit Glanzlichtern der diesjährigen Ausstellungen wandert der Blick in den sturmgepeitschten Park, wo graue Wolken Fitzelchen von blauem Himmel freigeben. Drinnen im Clemens Sels Museum erläutert Uta Husmeier-Schirlitz das umfangreiche Programm ihres Hauses für 2018, das sich den Themen "Innovation, Römer und Liebe" widmet. "Wir wurden 2017 mit deutlich über 25.000 Besuchern vom Erfolg verwöhnt", sagte die Direktorin, "daran wollen wir anknüpfen."

Sie kommt auch gleich auf die Schau mit der größten überregionalen Bedeutung zu sprechen, die allerdings erst im Herbst eröffnet wird: "Ihrer Zeit voraus - Heinrich Campendonk - Heinrich Nauen - Johan Thorn Prikker" (18. November 2018 bis 10. März 2019). Ein Künstler-Trio der Avantgarde, gleichwohl von dem Gedanken getragen, diesen Stil mit "Gebrauchskunst" zu kombinieren. Alle drei waren im Rheinland mit verschiedenen Ausdrucksformen präsent. "Speziell in Neuss haben sich bahnbrechende Entwicklungen abgespielt", sagte Uta Husmeier-Schirlitz und verweist auf die enge Verbindung dieser Künstler zur Architektur.

Das Trio löste jedoch auch Kontroversen aus, die ebenfalls beleuchtet werden, "wir verschweigen nichts". Auch die Bedeutung der Künstler in der Nachkriegszeit wird gewürdigt. Eines der Exponate, eine großflächige Arbeit von Thorn Prikker, wird derzeit mit Spendenhilfe restauriert. Die Ausstellung sei ein schöner Auftakt zum Jubiläum "100 Jahre Bauhaus im Westen", das 2019 in NRW gefeiert wird, hob die Direktorin hervor und leitete über zu "Römer zum Anfassen, Mythos und Fakten" (18. März bis 10. Juni 2018). Kurator Carl Pause verantwortet die Rekonstruktion von Original-Fundstücken und stellte dabei fest: "Die römische Welt war bunt." Er schuf einen lebendigen Kosmos der damaligen Zeit und nutzte dafür die moderne Technik der Digitalisierung und 3-D-Darstellung. Beim Museumsfest zum Abschluss wird man römischen Darstellern begegnen können - Handwerkern, Soldaten, feinen Leuten.

Die Ausstellung "Erklär mir, Liebe!" (8. Juli bis 14. Oktober 2018) fußt auf einem Zitat von Ingeborg Bachmann. Museums-Mitarbeiter Ulf Sölter stellte dafür überwiegend Exponate aus dem eigenen Bestand zusammen. Religiöse oder mystische Bezüge werden aufgezeigt, Rituale wie Hochzeitsfeste, Beispiele für kindliche, geschwisterliche und körperliche Liebe. Höhepunkt der Schau ist eine Museumsnacht für junge Leute mit Poetry Slam ("kUNSSt gehört die nacht" am 14. Juli).

Auch das Grafische Kabinett des Museums wartet mit einem interessanten Programm auf. Als neues Format in der Museumspädagogik erarbeitete Inga Rybinski in Anlehnung an die "Escape Rooms" das Projekt "Mystery Room - das Vermächtnis des Constantin Koenen". Kleine Gruppen müssen Rätselfragen lösen und so den Code für eine Schatzkiste knacken (geeignet für Familien mit Kindern, 26. April bis 10. Juni).

Weiter werden dort die Ausstellungen "Linie - Fläche - Farbe" zum Spätwerk von Helmut Hahn (4. Februar bis 15. April) und "Walter Ophey - Kalligrafische Landschaften" (28. Juni bis 7. Oktober) gezeigt. Beliebte Veranstaltungen wie "Unterricht am Original" und "Kunstandachten" sollen fortgesetzt werden.

(NGZ)
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