Stadtgeschichte in Neuss Kreisheimatbund widmet sich dem Römer-Erbe

Neuss · Im Sommer 2021 wird die Unesco entscheiden, ob der „Nasse Limes“ Weltkulturerbe wird. Schon jetzt hat ihn der Kreisheimatbund zum Schwerpunktthema 2020 erklärt und machte dies bei seiner ersten Veranstaltung des Jahres deutlich.

 Der Historiker Carl Pause informierte vor seinem Impulsvortrag über die archäologischen Funde im Untergeschoss des Romaneum.

Der Historiker Carl Pause informierte vor seinem Impulsvortrag über die archäologischen Funde im Untergeschoss des Romaneum.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Der Jahresempfang am Freitagabend fand zum einen im Romaneum statt, zum anderen hielt Carl Pause, Kurator am Clemens-Sels-Museum, einen Impuls-Vortrag zum Limes. Ein großer Teil der einstigen Grenze des Römischen Reiches ist bereits Weltkulturerbe. Schon 1987 wurde der Hadrianswall in Nord-England dazu ernannt. „Beim Niedergermanischen Limes war man aber lange der Meinung, dass man nicht genug Sichtbares habe, um Weltkulturerbe zu werden“, erklärte der Historiker. Denn während andernorts Wälle und Gräben die Grenze bildeten, bestand der Limes von Remagen bis nach Katwijk in den Niederlanden aus Wasser – dem Rhein. Inzwischen sei aber klar, dass gerade durch den feuchten Boden vieles aus der Römerzeit gut erhalten geblieben sei. Hinzu kämen vier Legionslager, zwei in Holland, eins in Bonn und das Koenenlager in Neuss.

Den Antragstellern – die niederländischen Regionen Gelderland, Utrecht und Zuid-Holland sowie die Länder Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz – erschien das genug, um einen Antrag bei der Unesco einzureichen. Sie wird nun in den nächsten Monaten ihre Mitglieder zu den einzelnen Stationen schicken und dann eine Entscheidung fällen.

Wird der „Nasse Limes“ zum Welterbe ernannt, tragen in Neuss aber nur das Koenenlager und das Kleinkastell am Reckberg diesen Titel. Zwar gebe es noch viele weitere Zeugnisse, wie Gräberfelder oder Holz-Erd-Lager, so Pause, „aber die Unesco verlangt eine fast metergenaue Angabe, wo das Welterbe verläuft.“ Und das könne man nur für die genannten Standorte liefern.

Die Präsentation, die von einem Weltkulturerbe erwartet wird, müsse sich aber nicht auf diese beiden Orte beschränken. Dass zeigen auch die bisherigen Vorschläge, die von der Firma Archigraphus im Auftrag der Stadt Neuss erarbeitet wurden. Sie sehen vor, die Sichtachsen des Limes sichtbar zu machen, Teile der römischen Architektur nachzubauen und die Betrachter über Stege über die Funde laufen zu lassen.
Darüber hinaus gebe es bereits einen Limes-Rad-Wanderweg. „Hier wollen wir den Lückenschluss erreichen“, so Pause. Auch eine gemeinsame „Limes-App“ sei in Arbeit. Dort solle jede Kommune etwas einstellen können. Ob weitere Projekte realisiert würden, sei eine politische und finanzielle Entscheidung der Kommunen.

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