Neuss Rockmusiker beklagen mangelnde Hilfe

Neuss · Um an Auftrittsmöglichkeiten zu kommen, braucht es mehr Hilfe seitens der Stadt. Sagen die fünf Musiker der Neusser Rockband Beside. Aber sie verlangen von ihresgleichen auch genauso gut Disziplin und eine Struktur.

 Die Musiker der Rockband Beside proben regelmäßig im Keller der Alten Post und und stecken viel Zeit und Energie darin, sich Auftrittsmöglichkeiten zu organisieren.

Die Musiker der Rockband Beside proben regelmäßig im Keller der Alten Post und und stecken viel Zeit und Energie darin, sich Auftrittsmöglichkeiten zu organisieren.

Foto: Andreas Woitschützke

Mit ihrem dritten Platz beim deutschlandweiten Rock- und Pop-Preis ist der Neusser Band Beside der Sprung zur überregionalen Popularität gelungen. Zumindest teilweise, denn als Nachwuchsband ist es nach wie vor schwierig, sich bundesweit einen guten Ruf zu erspielen. Beside selbst sind bislang die einzige Band, die aus dem Gewinn des Neusser Rockförderpreises etwas Handfestes machen konnte. Die übrigen Gewinner haben sich aufgelöst oder fristen ein unauffälliges Dasein.

Dies liege vor allem daran, dass außer dem Geldpreis von 1500 Euro von der Stadt Neuss kaum weitere Unterstützung zu erwarten sei, sagt Sebastian Schleicher, Gitarrist von Beside. Er kritisiert vor allem die Politik der Stadt. "Eine Location wie das Haus der Jugend, das zumindest ein paar Proberäume zur Verfügung stellt, wird nicht mehr unterstützt, das Greyhound hat erst gar keine bekommen. Stattdessen wird in Neuss ein Möchtegern-Medienhafen hochgezogen, wo statt Proberäume Tiefgaragen gebaut werden."

Den Rockförderpreis sehen Beside weiterhin positiv, jedoch zeige auch die Tatsache, dass Bürgermeister Napp schon seit Jahren nicht mehr persönlich dort erschienen sei, welchen Stellenwert der musikalisch Nachwuchs in der Politik hat. "Neben der Siegesprämie gibt es keinerlei weitere Förderung", so Schleicher, der nicht verstehen kann, warum Bands, die bei diesem Wettbewerb ihre musikalische Tauglichkeit unter Beweis gestellt haben, nicht einmal die Chance bekommen, etwa auf dem Hansefest zu spielen. "Wir haben sogar schon mehrmals selbst angefragt", ergänzt Schlagzeuger Dennis Degen, "aber die Stadt möchte das nicht."

Beside selbst haben die wenigen Chancen, die sich in diesem Umfeld bieten, genutzt. Nicht ohne sich dankbar zu zeigen, dass sie selbst — allerdings erst auf eigene Initiative — mehrfach finanziell von der Stadt bei verschiedenen Projekten unterstützt worden sind. Und genau dort beginnt laut Beside die Verantwortung der jungen Musiker selbst: "Es gibt uns immer noch, weil wir uns dauernd Gedanken über neue Projekte machen." So haben sie an der der erfolgreichen Akustik-Reihe im Kulturkeller mitgewirkt, zuletzt ist die Band mit einer Video-Show im Kino Hitch aufgetreten. Den Unterschied zu anderen Bands beschreiben die Musiker so: "Wir stehen schon mitten im Leben, sind alle berufstätig, dadurch verfügen wir über die nötige Disziplin und Struktur.".

"Wir kommen alle aus unterschiedlichen beruflichen Bereichen", so Sänger Tom Johannsen, "wenn wir zusammen Musik machen, ist das fast wie Kochen." Keyboarder Marcel Ackermann sieht in dem Zeitdruck auch einen Vorteil: "Wer den ganzen Tag im Proberaum abhängt, kriegt manchmal gar nichts zustande. Wenn wir aber wissen, wir haben ein konkretes Projekt und nur drei Stunden Zeit, nutzen wir die effektiv." In Zukunft wollen Beside diese Zeit vor allem nutzen, um ihren Bekanntheitsgrad über das Rheinland hinaus zu steigern. Einer musikalischen Karriere sind alle fünf nicht abgeneigt. Doch, so Dennis Degen, seien sie vernünftig genug, zu wissen, dass es bis dahin noch ein langer Weg sei.

(NGZ)
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