Landestheater Neuss RLT spielt ab Ende des Monats wieder

Neuss · Das RLT macht wieder auf und zeigt ab Endes des Monats ein Programm, mit dem das Haus die offiziellen Bedingungen erfüllen will. Bis zum 29. Juni sind zwischen zwölf und 16 Vorstellungen geplant.

 Der Eingang zum RLT wird wieder geöffnet – ab Ende des Monats.

Der Eingang zum RLT wird wieder geöffnet – ab Ende des Monats.

Foto: Kirschstein, Frank

Von Helga Bittner

 Das Rheinische Landestheater verlängert seine aktuelle Spielzeit um zwei Wochen, plant bis 26. Juni zwischen zwölf und 16 Vorstellungen, holt sechs Schauspieler aus der Kurzarbeit zurück und beginnt am nächsten Montag mit den Proben. Nachdem das Land NRW auch kleineren Bühnen wieder erlaubt, Publikum einzulassen und vor diesem zu spielen, verkünden auch die Intendantin des Neusser Hauses, Caroline Stolz, und der Vorsitzende des RLT-Trägervereins, Cornel Hüsch, dass das Theater seine Türen wieder öffnet.

Hüsch zeigt sich zwar ein wenig „überrascht über die schnelle Entscheidung des Landes, die kleineren Theater wieder zu öffnen“, aber Intendantin Stolz hatte schon längst mit ihren Mitarbeitern an möglichen Konzepten gefeilt. Nun kommt auch mit Unterstützung des Trägervereins eines zum Tragen, dass Neues verspricht. Denn alle bisher im Spielplan terminierten Vorstellungen machen keinen Sinn mehr, findet Stolz und hat daher für nun sechs bis acht Vorstellungen im großen Haus und ebenso viele im Foyer die Spielzeit um zwei Wochen verlängert.

Der erste Spieltag in der Corona-Krise wird der 30. oder 31. Mai sein. „Genaueres planen wir gerade“, sagt Stolz, „genauso wie den Kartenverkauf.“ Denn die Sicherheit der Zuschauer und der Schauspieler sei oberstes Gebot. Für die Foyer-Vorstellungen ist ein „kleines Programm“ geplant, sagt die Intendantin und meint damit szenische Lesungen, Musikveranstaltungen oder Auszüge aus dem Corona-Tagebuch des hauseigenen Dramaturgen Olivier Garofallo. „Dabei können wir gut Erfahrungen sammeln, wie wir die Zuschauer zum Beispiel lotsen“, sagt sie und setzt darauf, dass diese Erfahrungen dann auch helfen, wenn am 13. Juni das große Haus wieder geöffnet wird. Auf jeden Fall, das stellt auch Cornel Hüsch klar, werden nicht mehr als 100 bis 120 Zuschauer dort hineingelassen – die sich dem Abstandsgebot entsprechend im rund 440 Plätzen fassenden Saal verteilen.

Ein Liederabend steht dann auf dem Spielplan. „Der Titel steht noch nicht fest“, sagt Stolz, aber sie verspricht „humoristische, aber auch nachdenklich machende Songs aus der Zeit vor, während und nach der Corona-Krise“. Regie wird sie selbst zusammen mit ihrer Stellvertreterin und Chefdramaturgin Eva Veiders führen. Am 19. Juni wird dann im großen Haus das Schauspiel „Glückliche Tage“ von Samuel Beckett gezeigt.

Am liebsten hätte die Intendantin für diese Pläne alle Ensemble-Mitglieder aktiviert. Aber die braucht sie nicht, und so werden es am Ende sechs Schauspieler sein, die aus der Kurzarbeit zurückkommen und die Abende bis zum 26. Juni gestalten: Antonia Schirmeister, Ulrich Rechenbach, Peter Waros, Anna Lisa Grebe, Laila Richter und Carl-Ludwig Weinknecht.

Schirmeister und Rechenbach sind die beiden Darsteller in „Glückliche Tage“. Bei zwei Schauspielern in einem Stück (in dem sich übrigens zwei Menschen einbilden, trotz des eigenen Elends eigentlich „glückliche Tage“ zu erleben) sieht Stolz kein Problem, dass diese auch auf der Bühne den nötigen Abstand halten. „Sie werden sicherlich keinen Mund-Nasenschutz tragen“, sagt sie, will das aber für den Liederabend nicht ausschließen.

Finanziell betrachtet bringen die Abende dem RLT kaum etwas ein. Mental hingegen schon. „Alle sind so froh, dass es wieder losgeht“, sagt die Intendantin, erzählt von der Begeisterung jener, die an den Vorbereitungen beteiligt sind – und der Enttäuschung aller anderen, die nicht dabei sein werden.

Hüsch sieht vor allem den „Nachweis einer Existenzberechtigung des Theaters“. Es sei nicht nur ein wichtiges Gut, meint er, sondern gehöre zur „Grundversorgung einer Gesellschaft. Dass es überhaupt möglich wird, wieder Theater zu spielen ist für ihn auch eine Folge der Kritik daran, dass über die Kultur bisher nur wenig nachgedacht wurde.

Das Ende der Spielzeit soll im Übrigen nach den Worten von Caroline Stolz auf die nächste neugierig machen. Auch dafür entwickelt ihr Haus gerade zwei Konzepte („mit Corona und ohne“), bleibt aber erst mal bei den geplanten Stücken, die in neuen Szenen am 26. Juni präsentiert werden.

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