Neuss RLT-eigene Fassung der "Jüdin von Toledo"

Neuss · Das Stück nach dem Buch von Lion Feuchtwanger hat am morgigen Samstag (20 Uhr) Premiere.

 Regisseur Moritz Peters und die Schauspieler Stefan Schleue und Joachim Berger in einer Probe zu dem Stück.

Regisseur Moritz Peters und die Schauspieler Stefan Schleue und Joachim Berger in einer Probe zu dem Stück.

Foto: F. Orbons

Die kommende Premiere des RLT präsentiert einen großen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts: Lion Feuchtwanger. "Die Jüdin von Toledo" ist eine Dramatisierung seines gleichnamigen historischen Romans. Auf dem Programmflyer ist ein siebenarmiger Leuchter zu sehen, bei dem auf der Mitte eine Kerze mit Kreuz steckt. Darum geht es in dieser Geschichte aus dem Spanien des 12. Jahrhunderts. Das Land ist aufgeteilt zwischen christlichen Spaniern und islamischen Mauren. Die jüdische Bevölkerung steht irgendwo dazwischen. In diesem Spannungsfeld erzählt Feuchtwanger in seinem 1955 veröffentlichten Roman von einer leidenschaftlichen Liebe, die durch die Konfrontation dreier Religionen zum Scheitern verurteilt ist.

Der junge Regisseur Moritz Peters, auch ausgebildeter Schauspieler, hat die Geschichte zusammen mit dem RLT-Chefdramaturgen Reinar Ortmann für die Bühne adaptiert. "Es gab bereits frühere Theaterfassungen, die uns aber zu wenig ernsthaft in Bezug auf den Stoff erschienen", erzählen die beiden. "Wir wollten den epischen Aspekt des Romans beibehalten." Tatsächlich werden zwei Figuren der Handlung, der Beichtvater des Königs von Kastilien und ein jüdischer Arzt, den Ablauf des Geschehens als Chronisten begleiten. Im Mittelpunkt aber steht die Tochter des jüdischen Kaufmanns Jehuda Bin Esra. Rechija heißt sie im Kalifat von Sevilla, wo ihr Vater zu großem Reichtum gelangt ist. Rachel nennt der Vater seine Tochter, und als Raquel wird sie die Geliebte von Alfonso, dem Kastilier. Für den epischen Ansatz der Dramatisierung spricht auch die Musik von Tobias Schütte. Leitmotivisch gibt sie die Stimmungsgrundierung des Theaterabends, der etwa zweieinhalb Stunden dauert. "Wir haben fast filmisch gearbeitet", resümiert Moritz Peters.

Warum ein solcher Stoff in dieser Zeit? Dazu Reinar Ortmann: "Unser derzeitiges Programm steht unter dem Motto der Mäßigung, einer der Kardinaltugenden. Wir richten daher den Blick auf heutige religiöse und kulturelle Verwerfungen." Die feierliche, sperrige Sprache Feuchtwangers wurde beibehalten, was auch für die Schauspieler eine Herausforderung ist. "Es klingt nach 19. Jahrhundert", sagt Ortmann. In der Titelrolle wird die 1986 in Berlin geborene Alina Wolff auf der Bühne stehen.

(CC)
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