Serie Knete, Krisen, Kompetenzen (6) Risiko Ratenkauf – ein Leben auf Pump

Neuss · Smartphones oder neue IT-Geräte reizen viele Jugendliche. Meistens reicht das Taschengeld aber nicht für die teure Anschaffung. Sie vereinbaren eine Ratenzahlung. Die Folge: Viele junge Leute sind bereits früh hoch verschuldet.

 Viele schließen Ratenkäufe ab, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten können. Mit den ersten Rechnungen kommt dann meistens die Ratlosigkeit über die Finanzierung.

Viele schließen Ratenkäufe ab, obwohl sie es sich eigentlich nicht leisten können. Mit den ersten Rechnungen kommt dann meistens die Ratlosigkeit über die Finanzierung.

Foto: voba/Erwin Wodicka

NEUSS (NGZ) Mark kommt morgens freudestrahlend auf den Schulhof. Er klärt die fragenden Mitschüler auf: "Ich habe mir gestern ein Smartphone gekauft", berichtet er. "Ich konnte es direkt mitnehmen, obwohl ich gar keine 600 Euro hatte", sagt er. Wie das geht, wird er gefragt. "Ich kann das ganz einfach in den nächsten zehn Monaten abbezahlen. Die 60-Euro-Rate jeden Monat krieg' ich schon irgendwie gestemmt." Mit seinem Taschengeld von 50 Euro monatlich sei das kein Problem, den Rest bekomme er auch irgendwie zusammen.

So oder so ähnlich gehen viele Jugendliche mit Geld um. Mark ist deswegen nur einer von vielen Jugendlichen, der sich in jungen Jahren bereits verschuldet. Das Thema "Ratenkauf – Leben auf Pump" ist ein Baustein des Schulprojektes zur finanziellen Bildung, das derzeit kreisweit in sechs Schulen läuft, darunter vier Neusser Schulen: die Geschwister-Scholl-Schule, die Hauptschule an der Gnadentaler Allee, die Maximilian-Kolbe-Schule und die Förderschule am Wildpark. Die Volksbank Düsseldorf Neuss ist Sponsor des Projekts, das federführend und in Absprache mit weiteren Sozialverbänden vom Sozialdienst katholischer Männer (SKM) Neuss koordiniert wird. Begleitend zum Projekt, an dem aktuell 100 Schüler teilnehmen, präsentiert die Volksbank die Serie "Knete, Krisen, Kompetenzen" in der NGZ.

In Marcs Denken lauern viele Gefahren, meinen Experten der Volksbank. Ein Leben auf Pump würde in Deutschland immer weniger geächtet, und immer mehr Verbraucher würden die verlockenden Kreditangebote nutzen. Schulden machen und Geld leihen war früher tabu. Heute stört sich kaum noch jemand daran, meinen die Experten. "Viele haben ein völlig verschobenes Verständnis davon, was das Leben eigentlich kostet", sagt eine Expertin des Bundesverbands Deutscher Inkasso-Unternehmen.

Außer einem unguten Gefühl würde beim Verbraucher nur wenig hängenbleiben. "Wir erleben einen Einstellungswandel in der Zahlungsmoral. Bei der älteren Generation ist noch zu spüren, dass erst gespart wird und dann gekauft. Unsere Jugend hingegen ist da weitaus "lockerer", sagen die Bank-Experten. Ein Institut für Handelsforschung aus Köln vertritt sogar die Meinung, dass ein Leben auf "Pump" mittlerweile normal geworden ist. Zahlen aus dem Überschuldungsreports des Instituts für Finanzdienstleistungen belegen diese These: Jeder dritte Haushalt hat einen Kredit. Runtergebrochen auf Jugendliche unter 25 Jahren ist das im Durchschnitt ein Betrag von 8244 Euro pro Kopf.

Konsumgüter wie Autos, Roller, Möbel und IT-Geräte werden finanziert. Viele würden den Betrag in Raten über einen bestimmten vordefinierten Zeitraum abstottern oder zahlen per Kreditkarte oder Dispo. Doch die Verlockungen, die an jeder Ecke lauern, sind nicht die einzigen Gründe für das Verhalten der Jugendlichen. Wenn die Eltern bereits im Soll-Saldo sind, werde Schuldenmachen für die Kinder als normal empfunden. Hinzu kommt, dass Eltern den Jugendlichen nicht mehr aus den Schulden hinaus helfen können – weder als Vorbild noch finanziell.

Die Experten der Volksbank empfehlen: Nicht alles gleichzeitig nutzen – Dispo, Kreditkarte und Ratenzahlungen, denn dann hat man schnell den Überblick verloren. Gerade Jugendlichen fällt es häufig schwer, diesen zu behalten. Einen Ratenvertrag abzuschließen, ist legitim. Wichtig ist es, den Durchblick zu behalten und/oder seinen Bankberater zu fragen!

(NGZ)
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