Neuss Ringen um das Altenheim Norf

Neuss · Bauverein und Diakonie nicht handelseinig. Grundstückspreis treibt Kosten.

 Das Altenheim (r.) ist erkennbar das größte Bauwerk im Neubaugebiet.

Das Altenheim (r.) ist erkennbar das größte Bauwerk im Neubaugebiet.

Foto: Architekten Maier

Neusser Bauverein und Diakonie spielen derzeit "Schwarzer Peter". Keiner will dafür verantwortlich sein, dass das Projekt "Altenheim Norf" auf der Stelle tritt. Hauptgrund: Der Bauverein als Investor und das Diakonische Werk als möglicher Betreiber des 40-Betten-Hauses werden sich in der Frage der Kosten nicht einig.

Die Politik will dem nicht länger tatenlos zusehen. Das Neubauquartier Nievenheimer Straße, in dem das Altenheim ein wesentliches Element ist, steht am 25. Oktober auf der Tagesordnung einer Sondersitzung des Bezirksausschusses Norf. Bis dahin soll sich die Diakonie dazu äußern, ob sie den Betrieb übernehmen - und welche Pacht sie an den Investor zahlen kann.

Ums Geld wird auch deshalb hart gerungen, weil sich die Rahmenbedingungen für das Gesamtvorhaben deutlich verändert haben. Hauptknackpunkt: Während die Bodenrichtwertkarte für Norf 320 Euro für einen Quadratmeter erschlossenes Bauland ausweisen, will die Stadt vom Bauverein 540 Euro haben. Die Zahlen wurden am Dienstagabend im geheim tagenden Aufsichtsrat des Bauvereins genannt. Begründet wird der Preis dem Vernehmen nach mit besonderen Erschließungsansprüchen. Weil eine zusätzliche Ampel den starken Verkehr auf der Nievenheimer Straße deutlich ins Stocken bringen würde, gilt ein neuer Kreisverkehr als wünschenswerte Lösung für die Anbindung des Quartiers. Aber auch Lärmschutzmaßnahmen und der Ruf der Politik nach einem durchgrünten Quartier treiben die Kosten für den Investor.

Der wird diese abwälzen. Beim Bau öffentlich geförderter Grundstücke zumindest wird das nicht gelingen, denn die zu erzielenden Mieten sind gedeckelt. Also müssen die anderen Interessenten ran.

Diakonie-Vorstand Christoph Havers betont: "Wir stehen auch für ein Haus mit 40 Betten zur Verfügung." Obwohl nach Expertenmeinung ein Haus erst ab 80 Betten auskömmlich betrieben werden kann (die allerdings vom Rhein-Kreis nicht bewilligt wurden), scheitere das Engagement der Diakonie an diesem Punkt nicht. "Wir bekommen das kostendeckend hin", sagt er. Aber nicht, wenn indirekt Investitionskosten zu schultern sind, die über die Kostenträger nicht refinanzierbar sind. Das, so Havers, ginge zu Lasten der Pflege.

Was möglich und zumutbar ist, hat der Bauverein jetzt gutachterlich untersuchen lassen. Der Gutachter habe bestätigt, dass Norf ein "Standort mit Nachfrage ist",sagt Bauvereins-Chef Frank Lubig und habe auch das Konzept marktfähig genannt. Und er habe eine Pachtsumme genannt, die dauerhaft erwirtschaftet werden könne. Lubig: "Die Diakonie muss nun auf Basis dieser Daten für sich rechnen."

(-nau)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort