DRK-Wasserwacht in Neuss Die Wächter des Rheins

Neuss · Der niedrige Wasserpegel bedeutet für die Neusser Wasserwacht mehr Einsätze – und eine erhöhte Gefahr.

 Saskia Matheisen und Lutz Zimmer gehören zu den 85 aktiven Mitliedern der DRK-Wasserwacht. Mit dem Rettungsboot Pegasus müssen sie in Zeiten des niedrigen Wasserstands besonders vorsichtig fahren.

Saskia Matheisen und Lutz Zimmer gehören zu den 85 aktiven Mitliedern der DRK-Wasserwacht. Mit dem Rettungsboot Pegasus müssen sie in Zeiten des niedrigen Wasserstands besonders vorsichtig fahren.

Foto: Georg Salzburg(salz)

Mit 80 Kilometern pro Stunde gleitet „Pegasus“ über den Rhein. Auf dem kleinen Boot mit dem roten Kreuz ist es windig, kalt und ganz schön nass. Als ein großes Schiff vorbeifährt, wackelt Pegasus unsicher auf den Wellen, die das Schiff hinterlässt. Die Profis der Neusser Wasserwacht führen ihr Rettungsboot unbeirrt fort und lassen sich nichts anmerken. Sie müssen konzentriert bleiben, insbesondere bei dem aktuellen niedrigen Rheinpegel. Falls das kleine Boot von der Fahrrinne abweicht, wäre der Motor innerhalb weniger Sekunden in Stücke zerbrochen.

„Mann muss an Tagen wie diesen sein Gebiet perfekt kennen“, sagt Saskia Matheisen, die 23-jährige stellvertretende technische Leiterin der Neusser DRK-Wasserwacht. Sie ist auf dem Wasser aufgewachsen. Schon ihr Vater engagierte sich bei der Wasserwacht, mit sechs Jahren machte sie die ersten Schwimmkurse, es folgten Ausbildungen zur Rettungstaucherin und Bootsführerin bei dem DRK. Allein in diesem Jahr hat Matheisen den Rhein in zwei Extremen erlebt. „Bei dem Hochwasser Anfang des Jahres lag der Pegel bei 8,80 Meter, heute liegt er teilweise bei nur 30 Zentimeter“, berichtet sie. „Das ist eben eine extreme Lage, mit der man umzugehen wissen muss.“ Wie im Straßenverkehr gilt auch auf dem Wasser – je kleiner der Verkehrsteilnehmer, desto größer die Gefahr.

„Ein großes Schiff bleibt im schlimmsten Fall an der flachen Stelle stecken, dann muss es höchstens freigezogen werden. Bei einem kleinen Boot wie unserem ist der Motor sofort zerfetzt“, sagt Matheisen mit ruhiger Stimme während Pegasus noch auf dem Wasser ist. Bei dem jetzigen Rheinpegel kommt für die kleineren Boote noch eine Gefahr hinzu. Da sich jetzt alle die Fahrrinne teilen, kann Pegasus nicht wie gewohnt den Wellen ausweichen, welche die großen Schiffe schlagen. Im besten Fall wackelt das Boot dann ein wenig. Reagiert der Bootsführer aber ein Tick zu langsam, ist sein Gefährt schnell voll mit Wasser oder kippt gar um. Für die Mannschaft der Neusser Wasserwacht gehören solche Gefahren zum Alltag. Im Rheinrettungsdienst beobachten sie von Mai bis September, was auf dem Fluss passiert.

„Diesen Sommer waren es viel mehr Einsätze als sonst. An manchen Wochenenden sind wir drei Mal mit Rettungsbooten rausgefahren“, sagt Dirk Büchen, Sprecher der Neusser Wasserwacht. Etwa 30 Einsätze hatten die 85 aktiven Mitglieder diesen Sommer – der niedrige Rheinpegel erhöhte die Belastung. Es ist das Gefühl, etwas Gutes zu tun, das die Mitglieder der Wasserwacht immer wieder auf den Rhein treibt. Und wohl auch die Überraschungen, die der Fluss mit sich bringt – auch für eine langjährige Expertin wie Matheisen. „Ich sehe zum ersten Mal den alten Aalschokker“, staunt die 23-Jährige. Bei normalem Wasserstand ist nur der Mast des in den Neunzigern gesunkenen Schiffs zu sehen. Schon als vor einigen Monaten die Spitze des Ruders aus dem Wasser schaute, war es ein ungewöhnlicher Anblick. Heute sieht man das ganze Schiff – und damit ein Stück Rheingeschichte.

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