Im Rheinland aktiv Einbrecherbande spähte als Lieferdienst Senioren aus

Neuss · Der Polizei ist ein Schlag gegen eine professionelle Einbrecherbande gelungen, die jahrelang im Rheinland aktiv war. Die Täter konnten ihre Opfer ausspionieren, da sie bei einem Speise-Lieferdienst arbeiteten. Sie drangen dann in die Wohnungen von Senioren ein, um ihre Opfer zu bestehlen.

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Foto: dpa, Robert Schlesinger

Detlef Sievers ist seit 36 Jahren Polizist, hat aber derart niederträchtige Taten selten erlebt: Ihre Tätigkeit für einen Lieferservice, der den meist betagten Opfern das Essen brachte, nutzte eine sechsköpfige Familienbande aus, um ihre Kunden auszuspähen und zu bestehlen.

Vier Tatverdächtige (darunter zwei Frauen) konnte die Polizei am Dienstag in Düsseldorf festnehmen. Sie sitzen in Untersuchungshaft, schweigen aber zu allen Vorwürfen. Nach zwei weiteren wird noch gefahndet.

Der angebliche Kopf der Bande stellte sich inzwischen der Polizei. Baban Veljkovic (28), der zweite Flüchtige, wird in Serbien vermutet. Von dort soll er mehrfach eingereist sein, um in Deutschland Straftaten zu begehen.

22 Fälle glaubt Sievers als Ermittlungsleiter bei der Kreispolizeibehörde Neuss den sechs serbischstämmigen Verdächtigen zuordnen zu können. Bei der Durchsuchung mehrerer Objekte in Düsseldorf stellte die Polizei zudem mutmaßliche Beutestücke sicher, die sie keinem der bisher bekannten Tatorte — sieben in der Stadt Neuss, zehn in Düsseldorf und fünf im Kreis Mettmann — zuordnen kann.

Staatsanwalt Alexander Dierselhuis geht derzeit von gewerbsmäßigem Diebstahl aus und ordnet die Taten der organisierten Kriminalität zu. Dafür spricht auch, dass die Verdächtigen sich äußerst konspirativ verhielten. Sie lebten in Düsseldorf in Wohnungen, in denen sie nicht gemeldet waren, ließen ihre — oft teuren — Autos nicht auf sich zu und nutzten Mobiltelefone, die auf nicht existierende Personen angemeldet waren. Über eine solche Nummer kam die Polizei dahinter, dass ein im Juli 2014 gemeldeter Diebstahl in Neuss keine Einzeltat war.

Damals war in die Wohnung einer Frau eingebrochen worden, die sich gerade im Krankenhaus befand. Komisch kam einer Nachbarin vor, dass sie kurz vor dem Einbruch jemand spätabends als Mitarbeiter eines Lieferservice anrief und fragte, wo die Kundin zu erreichen sei. Sie meldete das der Polizei, die von dem Lieferservice erfuhr, dass es keinen Anlass für solche Nachfragen gibt — schon gar nicht spätabends.

Als im September 2014 ein ähnlicher Fall in Neuss aktenkundig wurde, nachdem sich ein Anrufer unter der gleichen Handynummer im Lukaskrankenhaus nach der Frau erkundigt hatte, begann eine Gruppe der Neusser Kripo um Detlef Sievers damit, nach weiteren Fällen zu suchen.

Der Bezug zu dem Lieferservice und die Tatsache, dass nur Senioren bestohlen wurden, war allen Taten gemein. In der Tatbegehung waren die Bandenmitglieder aber flexibel. Mal steckten sie direkt Wertgegenstände ein, mal stahlen sie Wohnungsschlüssel, um später wiederzukehren, mal kamen sie in Begleitung, die angeblich zur Toilette musste — und Beutestücke suchte. Waren EC-Karten darunter, wurden damit die Konten geräumt.

Auch nachdem der Lieferservice drei bei ihm angestellte Fahrer gefeuert hatte, weil sich Beschwerden über verschwundene Gegenstände nach ihren Besuchen häuften, nutzten diese ihre Kundenkontakte weiter aus. Zumindest eine Zeit lang. Der letzte bekannte Fall datiert aus dem Juli 2015. Der Staatsanwaltschaft liegen aber Hinweise vor, dass die Bande ein neues Geschäftsmodell gefunden hat. Diese Ermittlungen seien noch ganz am Anfang.

Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 02131 3000 oder jede andere Polizeidienststelle entgegen.

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