Casting in Neuss Rheinische Landestheater sucht Kinder für neues Bühnenstück

Neuss · Für die kommende Spielzeit hat sich das Rheinische Landestheater ein besonderes Projekt vorgenommen. Dabei können sich Kinder an einer Produktion beteiligen. Vorerfahrung ist nicht notwendig, im März ist das Casting.

Sie sollen zwischen 12 und 15 Jahre alt sein. Und vor allen Dingen theaterbegeistert. Das Rheinische Landestheater in Neuss sucht für die kommende Spielzeit Kinder, die Lust haben, eine Rolle in einer neuen Inszenierung zu übernehmen.

 Das Bühnenstück „Power“ greift Themen wie Machtmissbrauch und Radikalisierung auf. Eine Gruppe Kinder begibt sich darin auf eine fanatische Suche.

Das Bühnenstück „Power“ greift Themen wie Machtmissbrauch und Radikalisierung auf. Eine Gruppe Kinder begibt sich darin auf eine fanatische Suche.

Foto: Rheinische Landestheater

„Power“ heißt das Stück und ist eine Bühnenfassung des 2020 erschienenen Romans von Verena Güntner. Die Handlung spielt in einem kleinen Dorf mit märchenhaften Zügen: Kerze, ein elfjähriges Mädchen, wird damit beauftragt den verloren gegangenen Hund „Power“ ihrer Nachbarin zu suchen. Kerze nimmt ihre Aufgabe sehr ernst, schart andere Kindere um sich, die ihr bei ihrer Aufgabe helfen sollen: Die Kinder versuchen sich in die Lage eines Hundes zu versetzen; bellend und auf allen vieren nimmt das Rudel die Fährte auf. Und was als Spiel beginnt, wird immer fanatischer, bis die Kinder überhaupt nicht mehr aus dem Wald zurückkehren. Das Verschwinden der Kinder versetzt das Dorf in einen gefährlichen Ausnahmezustand, in dem die Erwachsenen einen Schuldigen suchen.

„Es ist eine Gesellschaftsparabel, die Themen wie Machtmissbrauch und Radikalisierung aufgreift“, sagt die Dramaturgin Eva Veiders und fügt hinzu: „Auch wenn sich das Stück an Erwachsene richtet, spielen Kinder darin eine entscheidende Rolle, so dass uns von Anfang an die Idee begeistert hat, Kinder mitspielen zu lassen.“ Denn Kinder, so Veiders, würden die Zuschauer noch einmal anders emotional abholen und eine Authentizität mitbringen, die Erwachsene nicht kopieren können. Doch sollen es nicht nur Kinder sein, die bei „Power“ mitspielen: Vielmehr würde die Kindergruppe gemeinsam mit Profi-Schauspielenden auf der Bühne stehen. „Es wird eine Art gemeinsame Bürgerbühne“, sagt Eva Veiders.

Und dafür lädt das Rheinische Landestheater im März zu einem Casting ein: „Es soll keine klassische Vorsprech-Situation werden“, sagt Katja König, die als Theaterpädagogin den Bereich „Theater Aktiv“ am Rheinischen Landestheater betreut. Vielmehr sei es ein gegenseitiges Kennenlernen, bei dem sich die jungen Teilnehmenden unter Anleitung auf der Bühne ausprobieren können. Vorbereiten müssen sie sich nicht, hilfreich sei es, etwas Bequemes anzuziehen, worin sich gut bewegt werden kann. Denn das Stück sei sehr bewegungsintensiv: Die Kinder, die mitmachen dürften, würden ein Teil des Rudels spielen, größtenteils in der Gruppe agieren und auch Textpassagen haben – allerdings keine langen Monologe. „Theatererfahrung ist nicht notwendig, wichtig ist, dass sie Spaß daran haben, was sie machen“, sagt Katja König. Um die Sicherheitsstandards im Theater einzuhalten, sollten die Kinder geimpft sein. Von Ende Juli bis September wird an etwa drei Tagen in der Woche geprobt – die Kinder dürfen dabei jeweils vier Stunden zum Einsatz kommen. Doch zuvor gibt es noch zwei weitere Kennenlerntermine, an dem die Kinder auch etwas über die Hintergründe und Mechanismen des anspruchsvollen Stücks lernen. Anschließend werden die jungen Darstellenden in Gruppen sowohl bei der Premiere als auch bei etwa zehn Vorstellungen im Rheinischen Landestheater – möglich sind auch Gastspiele – mitwirken. „Ich kenne Erwachsene, die in ihrer Kindheit an ähnlichen Projekten teilgenommen haben und sich immer noch gerne daran erinnern“, erzählt Katja König.

Am Rheinischen Landestheater hat ein derartiges Projekt Premiere: „Wir sind alle gespannt“, sagt Eva Veiders. Denn auch für gestandene Schauspieler könne es eine Herausforderung sein, mit Laien zusammenzuspielen: Da trifft es sich gut, dass Regisseur Ekat Cordes auch Erfahrungen im Umgang mit Nicht-Profis hat.

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