Pflege im Rhein-Kreis Kreis setzt Prioritäten für die Pflege
Rhein-Kreis · Mehr Pflegepersonal und Kurzzeitpflegeplätze, der Ausbau der Heimfinder-App zu einer Datenbank, Quartiersarbeit – all das soll helfen, der wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen in den kommenden Jahren Herr zu werden.
Es ist eine Mammutaufgabe und eine, die den Rhein-Kreis in den kommenden Jahren intensiv beschäftigen wird – die Pflege. Seit Dezember 2017 liegt der Pflegebedarfsplan des Hamburger Instituts für Wohnen und Stadtentwicklung (APL) vor, der seitdem in allen Fraktionen vorgestellt und diskutiert wurde. Und dabei überrascht eine Aussage niemanden, nämlich, dass angesichts der demografischen Entwicklung die Zahl der Pflegebedürftigen steigen wird. So ist laut Berechnungen des Instituts von 2017 bis 2030 mit einem Anstieg von rund 20 Prozent zu rechnen, bis 2040 sogar mit 25 Prozent. Auch wenn die Zeitspanne groß scheint, entsprechende Vorbereitungen müssen jetzt in Gang gesetzt werden.
Kreisdirektor Dirk Brügge, gleichzeitig Sozialdezernent, wollte sich im Sozial- und Gesundheitsausschuss die Zustimmung der Mitglieder holen, um bestimmte Handlungsempfehlungen des Instituts APL zeitnah auf den Weg zu bringen. Doch die Politiker hatten noch Beratungsbedarf und stimmten einstimmig dafür, über die Empfehlung der Verwaltung erst in der nächsten Sitzung des Kreisausschusses abstimmen zu lassen.

Das sind die Probleme bei der Pflege
Worum es im Einzelnen geht:
1. Gewinnung von Pflegepersonal

Elternpflege - So werden Sie unterstützt
Schon jetzt gibt es einen erheblichen Mangel an Pflegepersonal. „Wir müssen uns gemeinsam mit den Einrichtungsleitungen, den ambulanten Pflegediensten, den Wohlfahrtsverbänden, den Fachschulen, dem Jobcenter, der Arbeitsagentur und allen anderen mit der Pflege beschäftigten Akteuren an einen Tisch setzen und Ideen entwickeln, wie wir das Problem lösen können“, sagt Kreisdirektor Brügge. Zu reden sei auch darüber, ob und wie Pflegekräfte aus dem Ausland gewonnen werden könnten.
2. Schaffung solitärer Kurzzeitpflegeplätze im gesamten Kreisgebiet
So hat APL festgestellt, dass von den 4002 stationären Pflegeplätzen im Rhein-Kreis theoretisch 228 für die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden könnten. Praktisch stünden aber nur zehn ausschließlich für die Kurzzeitpflege zur Verfügung. Das müssen mehr werden, denn Kurzzeitpflegeplätze, so heißt es in der Sitzungsvorlage, seien ein „wesentlicher Baustein des Grundsatzes ,ambulant vor stationär‘. Außerdem erhielten pflegende Angehörige nur damit die oftmals dringend benötigten Pausen von der häuslichen Pflege. Vorschlag der Verwaltung: In einem ersten Schritt zu klären, ob sich die Betreiber der Einrichtungen grundsätzlich vorstellen könnten, solitäre Kurzzeitpflegeplätze in räumlicher und organisatorischer Anbindung an das bestehende Haus zu schaffen.
3. Schaffung neuer stationärer Pflegeplätze
Die Prognose von APL besagt, dass bis 2030 416 bis 1021 (nach unterschiedlichen Szenarien gestaffelt) zusätzliche Pflegeplätze benötigt würden. Sinnvoll sei es, so die Sitzungsvorlage der Verwaltung, zukünftige Neubauprojekte zeitlich zu staffeln. Denn ein schlagartiges Wachstum führe, wie es die Vergangenheit gezeigt habe, zu Problemen wie mangelhafter Auslastung und qualitativ schlechter Pflege.
4. Aufbau einer Anbieterdatenbank
Auch die empfiehlt APL. Denn sowohl die Kreisverwaltung wie auch viele andere Stellen verfügten zwar über jede Menge Kontaktdaten zu Anbietern von Pflegeleistungen, Beratung, niedrigschwelligen Unterstützungsangeboten, an keiner Stelle jedoch stünden alle relevanten Daten gebündelt zur Verfügung. Zu prüfen sei, ob die „Heimfinder-App“ zu einer Art Datenbank ausgebaut werden könne. „Die füllt allerdings nicht die Kreisverwaltung, sondern das machen die Anbieter selbst“, erklärt Dirk Brügge.
5. Entwicklung eines Konzepts „Sozialraumorientierung und Quartiersarbeit“
Dabei solle gemeinsam mit den Städten und Gemeinden ein Konzept entwickelt werden, wie sich Sozialraumorientierung und Quartiersarbeit sinnvoll verbinden lassen. Ideen sollen modellhaft getestet und erst dann auch andernorts umgesetzt werden.
Das Thema „Alternative Wohnformen“ wurden von den Ausschussmitgliedern als sechster Punkt hinzugefügt. Mit diesem „Paket“ sollen sich nun die Mitglieder des Kreisausschusses in ihrer nächsten Sitzung am 20. Juni (15 Uhr im Kreishaus Neuss) beschäftigen.