Kongress in Jüchen Medizinwirtschaft fordert schnelle Digitalisierung

Jüchen · Auf Schloss Dyck diskutierten deutsche und US-amerikanische Gäste über die Zukunft ihrer Branche. Eine der Fragen war dabei, wie die Medizin auf den Fortschritt reagieren muss.

Die Digitalisierung ist das Hauptthema beinahe aller Wirtschaftsbranchen im 21. Jahrhundert. Wie die Medizin auf den Fortschritt reagieren muss, darüber diskutierte in dieser Woche das „US-German Digital Health Forum“ auf Schloss Dyck. Eingeladen hatten der Rhein-Kreis Neuss, das US-Generalkonsulat und die „Entscheiderfabrik“ aus Grevenbroich. Die anwesenden deutschen und US-amerikanischen Vertreter aus der Gesundheitswirtschaft stellten vor allem eins fest: Deutschland hat noch viel Nachholbedarf.

So viel, dass Dirk Ghadamgahi bei seinem Impulsvortrag Durchhalteparolen bemühte. „Als Rheinländer bin ich unendlich zuversichtlich, dass wir bald die entscheidenden Schritte gehen, um uns zu verbessern“, sagte Ghadamgahi. Er ist als Medizinischer Direktor für die in Neuss ansässige Niederlassung des amerikanischen Pharmazieherstellers Johnson & Johnson zuständig. Er zitierte den auf einer Bertelsmann-Studie basierenden „Digital-Health-Index“. Dort nimmt Deutschland unter den 17 geprüften Staaten gleich in mehreren Bereichen einen der letzten Plätze ein.

„In den letzten Jahren fehlten die notwendigen Innovationen“, sagte Ghadamgahi. Nur mit einer 100-prozentigen Netzabdeckung könnten auch mehr Innovationsfirmen in die ländlichen Räume des Rhein-Kreises gelockt werden. „Dann werden auch die großen Ballungszentren entlastet.“ Das griff auch Landrat Hans-Jürgen Petrauschke in seinem Grußwort auf. Er betonte die Bedeutung der Medizin- und der Digitalwirtschaft für die Region. Fiona Davis, Generalkonsulin der Vereinigten Staaten in Düsseldorf, wünschte sich einen freien und sicheren Datenfluss zwischen Deutschland und den USA. „So kann sich die Situation für die Patienten verbessern“, sagte sie.

Um die Patienten ging es auch in der anschließenden Podiumsdiskussion. Ralph Gross vom US-amerikanischen Medizinunternehmen Blupanda besuchte mehrere Krankenhäuser im Rhein-Kreis. „Der Willen zum Erfolg ist in der Region zu spüren“, sagte er. „Krankenhäuser werden derzeit allerdings inneffizient geführt. Das muss sich ändern.“

Geht es nach Gross und Ghadamgahi kann die Digitalisierung einen „Quantensprung“ ermöglichen. Ein besserer Datenaustausch könne Fehler vermeiden, eine Künstlichere Intelligenz Pfleger und Ärzte unterstützen. „Das Personal kann sich dann mehr um die Patienten kümmern“, sagte Ghadamgahi.

Ein Umdenken müsse dafür vor allem in der Ärzteschaft erfolgen. Ghadamgahi brachte den amerikanischen Gästen den deutschen Begriff „Kunstfehler“ näher. „Ärzte gelten in Deutschland als Künstler“, sagte er. „Es braucht Zeit auf die standardisierte Ebene zu kommen.“ Das sei allerdings notwendig – zum Wohle der Patienten.

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