S-Bahnen in der Regionen Düsseldorf/Neuss fallen für Tage aus Das Bahn-Chaos ist hausgemacht – und kein Einzelfall

Meinung | Rhein-Kreis · Vier S-Bahnen stehen still, Ersatzverkehr kommt, wenn überhaupt, nur langsam an den Start – seit Donnerstag schieben Bahnkunden Frust. Schuld ist nur der Corona-Krankenstand? Damit macht es sich die Bahn zu leicht.

 „Zug fällt aus“ – und das nicht nur gelegentlich, sondern an vier Tagen komplett auf gleich vier wichtigen S-Bahnstrecken im Rheinland.

„Zug fällt aus“ – und das nicht nur gelegentlich, sondern an vier Tagen komplett auf gleich vier wichtigen S-Bahnstrecken im Rheinland.

Foto: Simon Janßen

Personalausfall, Defekt am Zug, Probleme am Stellwerk... – Bahnfahrer kennen die Durchsagen, wenn wieder einmal Verspätungen oder Ausfälle drohen, auswendig. Wenn jetzt wegen eines Krankenstandes von 35 Prozent, sehr wahrscheinlich zu einem großen Teil verursacht durch Coronainfektionen, gleich vier wichtige S-Bahnlinien im Rheinland an vier Tagen komplett ausfallen, von weiteren, zeitweisen Störungen gar nicht zu sprechen, dann ist das nur ein weiterer trauriger Höhepunkt des seit langem Tag für Tag tobenden Bahnchaos.

Natürlich hat die Pandemie daran ihren Anteil, wie in anderen wichtigen Bereichen der öffentlichen Infrastruktur auch. Corona kommt allerdings nicht plötzlich. Auch in diesem Sommer nicht. Urlaube müssen sein, aber in Coronazeiten braucht es mehr Absicherung gegen Personalausfälle, im Zweifel leider auch mit Folgen für die Urlaubsplanung. Hinzu kommt, dass Personalausfälle die Bahn, speziell die DB Regio, auch lahmlegen, wenn Corona gerade einmal Pause macht.

Der CDU-Bahnexperte Heiner Cöllen fordert zu Recht mehr Personalreserven. Wenn die Bahn das nicht von sich aus leistet, braucht es politischen Druck. Einerseits den Umstieg vom klimaschädlichen Individualverkehr auf den ÖPNV zu predigen, andererseits aber das Bahnchaos weiter hinzunehmen, das passt nicht zusammen und bewirkt letztlich nur eines: Wer es sich leisten kann, bleibt im Auto sitzen – und im Stau stehen. Wer auf die Bahn angewiesen ist, schiebt Frust.

Kein Wunder, wenn immer häufiger die Zukunftsfähigkeit des ganzen Landes in Zweifel gezogen wird. Bildung, Digitalisierung, Mobilität, die Liste der Kernbereiche von Infrastruktur, in denen Deutschland in internationalen Rankings längst hinter Länder zurückgefallen ist, die früher gern als rückständig belächelt wurden, wird immer länger. Was meinen Sie? Schreiben Sie mir gern an: frank.kirschstein@ngz-online.de.

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