Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss Mit Ausbildung gegen den Fachkräftemangel

Rhein-Kreis · Im Rhein-Kreis wurden im vergangenen Jahr 1515 Ausbildungsverträge geschlossen, das ist etwas mehr als 2016. Aber schon heute suchen viele Betriebe Fachkräfte, in Zukunft steigt der Bedarf. Das zeigt der neue IHK-Bildungsbericht.

 IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Geschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke stellen den Bildungsbericht vor.

IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Geschäftsführerin Petra Pigerl-Radtke stellen den Bildungsbericht vor.

Foto: Woitschützke, Andreas (woi)

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein hat erstmals einen Bericht „Aus- und Weiterbildung am Niederrhein“ vorgelegt. Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz und Petra Pigerl-Radtke, Geschäftsführerin des Bereichs Aus- und Weiterbildung, möchten den Bildungsbericht nun jährlich fortschreiben. „Wir haben gute Zahlen, gute Ergebnisse, aber hinten raus leider auch eine gewisse Dramatik“, sagt Steinmetz. Gut seien die Zahlen zum Ausbildungsmarkt in der Region, bedenklich sei der Ausblick auf den Fachkräftemangel. „In diesem Jahr fehlen am Mittleren Niederrhein bereits 16.000 Fachkräfte, bis 2021 könnten es 39.000 sein.“ Der Fachkräftemangel ist für die Wirtschaft in der Region eines der größten Probleme. Um es zu lösen, ist ein Standbein dabei genauso wichtig wie zum Beispiel bei einem Profi-Fußballklub: die Ausbildung und die Förderung des eigenen Nachwuchses.

Im Rhein-Kreis bilden 1017 Unternehmen aus, 2017 wurden 1515 Ausbildungsverträge geschlossen. Damit ist der Rhein-Kreis Spitzenreiter im IHK-Bezirk, zu der auch Krefeld (1091 Verträge in 2017), Mönchengladbach (1003 Verträge) und der Kreis Viersen (803 Verträge) zählen. Es wurde im Rhein-Kreis im Vergleich zum Vorjahr auch ein leichtes Plus verzeichnet, 2016 wurden 1506 Ausbildungsverträge geschlossen, während in Mönchengladbach vier Prozent weniger Verträge eingetragen wurden. Auch für 2018 sind die Zahlen im Kreis konstant.

Petra Pigerl-Radtke betont, dass dies auch angesichts sinkender Schulabgänger- und Bewerberzahlen ein positives Signal sei. „Der demografische Wandel schlägt jetzt zu. In den vergangenen vier Jahren hatten wir insgesamt sechs Prozent weniger Schulabgänger.“ Dass die Anzahl der eingetragenen Ausbildungsverhältnisse dabei konstant geblieben ist, sei erfreulich.

Allerdings entfallen 74 Prozent davon auf die zehn beliebtesten Berufe im kaufmännischen und gewerblichen Bereich wie zum Beispiel Kaufmann für Büromanagement, Einzelhandelskaufmann, Industriemechaniker, Chemikant oder Mechatroniker. Die Konzentration auf die Top-10-Ausbildungsberufe in den kaufmännischen beziehungsweise gewerblich-technischen Ausbildungsberufen birgt jedoch auch eine Chance. „Bewerber sollten sich möglichst breit aufstellen und sich unter den rund 230 Ausbildungsberufen in unserer Region auch mit selteneren Berufen befassen“, sagt Steinmetz. Und manch eine Wachstumsbranche haben Auszubildende oft noch gar nicht ausreichend im Blick, zum Beispiel den Beruf des Kaufmanns im Gesundheitswesen.

Gewachsen ist der Bedarf an Ausbildungsberatungen. Deren Zahl ist 2017 um 15 Prozent gestiegen. „Wir beobachten zudem, dass die Unternehmen auch Kompromisse eingehen“, sagt Steinmetz. Rund 44 Prozent der Betriebe, die an einer IHK-Ausbildungsumfrage teilgenommen haben, sehen Ausbildungshemmnisse bei den Jugendlichen. Dazu gehören mangelnde Reife und unklare Berufsvorstellungen. 53 Prozent der befragten Unternehmen bieten daher Nachhilfe an. „Es muss noch intensiver daran gearbeitet werden, dass die jungen Menschen ausbildungsreif und beruflich orientiert sind, wenn sie die Schule verlassen“, betont Steinmetz. Angebote wie „Check In Berufswelt“ und Azubi-Speed-Datings seien unverzichtbar.

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