Krieg in der Ukraine – Reaktionen im Rhein-Kreis Neuss Kühler Kopf in Krisenzeiten

Meinung | Rhein-Kreis Neuss · Hamsterkäufe oder Hilfsaktion – nach drei Wochen Krieg in der Ukraine liegen bei manchen im Rhein-Kreis Neuss die Nerven blank, andere werden aktiv und helfen. Aufgewacht in einem anderen Leben? Warum wir einen kühlen Kopf bewahren sollten.

Neusser erklären sich solidarisch mit der Ukraine und fordern von Russland ein Ende des Krieges.

Neusser erklären sich solidarisch mit der Ukraine und fordern von Russland ein Ende des Krieges.

Foto: Andreas Woitschützke

Schon länger als drei Wochen ist Krieg in der Ukraine, drei Wochen, von denen es oft heißt, dass sie unser Leben auf den Kopf gestellt haben. Stimmt irgendwie – und auch wieder nicht.

Natürlich betrifft der Krieg Putins gegen die Ukraine auch uns. Die Folgen der Wirtschaftssanktionen, die Energiepreise vorne weg, belasten viele Haushalte und auch Unternehmen. Angst macht sich breit, Sorge, dass der Krieg in der Ukraine nur der Anfang ist. Diejenigen allerdings, deren Leben wirklich ein völlig anderes ist, sitzen nur knapp 2000 Kilometer östlich von Neuss in Kellern und U-Bahnhöfen unter Beschuss. Sie kämpfen verzweifelt gegen einen scheinbar übermächtigen Aggressor oder sind nach Tagen auf der Flucht erschöpft in Turnhallen und anderen Notquartieren angekommen.

Viele im Rhein-Kreis sehen diese Not und helfen, wo sie können, ehrenamtlich und uneigennützig. Das ist Hilfe für die, die sie gerade am nötigsten brauchen, und auch ein Stück weit Selbsthilfe, denn wer aktiv wird, überwindet Schockstarre und Angst.

Auf diplomatischem Parkett kommt es unterdessen, aller Wut und Provokation zum Trotz, auf einen kühlen Kopf an, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Auch im Kleinen ist genau dieser kühle Kopf gefragt, auch wenn die Bilder aus dem Krieg zu Herzen gehen. Hamsterkäufe braucht es hierzulande nicht. Energieeinsparungen sind möglich. Und Flüchtlinge können Platz finden. Dafür gibt es jetzt viel Zustimmung. Und das ist gut so. Das wird uns aber auch noch fordern, alles andere anzunehmen, wäre naiv.

Also kühlen Kopf bewahren. Das gilt auch mit Blick auf die Menschen im oder aus dem Land des Aggressors. Dieser Krieg ist Putins Krieg, nicht der des gesamten russischen Volkes. Anfeindungen gegen Menschen aus Russland, von denen auch im Rhein-Kreis bereits berichtet wurde, treffen wohl kaum die Verantwortlichen für den Krieg in der Ukraine.

Kühlen Kopf bewahren, genau hinsehen, auf Informationen aus verlässlichen Quellen setzen und sich nicht aus der Bahn werfen lassen. Das ist auch die Aufgabe der Politik, die Verteilung und Integration der Flüchtlinge organisieren und den NRW-Wahlkampf aus dem Konflikt heraushalten muss. Das alte Motto aus Großbritannien gilt auch hier und jetzt: Keep Calm and Carry On – Bleib ruhig und mach weiter.

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