Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss Ein Blick auf Insolvenzrisiken im Kreis

Rhein-Kreis · Das „Risikobarometer“ analysiert die Wirtschaftslage in Corona-Zeiten. 2022 wird mit mehr Insolvenzen und Zahlungsschwierigkeiten gerechnet.

 Sie stellten das „Risikobarometer“ vor (v.l.): André Becker, Chris Proios, Gregor Werkle und Jürgen Steinmetz. 
  Foto: A. Baum/IHK

Sie stellten das „Risikobarometer“ vor (v.l.): André Becker, Chris Proios, Gregor Werkle und Jürgen Steinmetz. Foto: A. Baum/IHK

Foto: Andreas Baum/IHK

Corona-Pandemie, Lieferketten-Krise, Brexit – die Belastungen für die Wirtschaft in der Region sind hoch. Da gehen die Zahlen, die die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein und die Wirtschaftsauskunftei Creditreform Düsseldorf/Neuss jetzt mit ihrem „Risikobarometer“ vorlegen, dem Ist-Zustand auf den Grund. Zwar sind die Folgen der Corona-Pandemie nicht zu übersehen. Doch die Wirtschaftshilfen zeigen Wirkung. „Es ist daher richtig und wichtig, dass sie nun verlängert wurden“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Jürgen Steinmetz. Die Regelung gilt zunächst bis zum 31. März 2022.

Im „Risikobarometer“ werten IHK und Creditreform die Daten zu Ausfällen aufgrund unternehmerischer Insolvenzen auf der einen Seite und Ausfällen infolge massiver Zahlungsverzögerungen auf der anderen Seite aus. Die bloßen Insolvenzzahlen seien nämlich trügerisch: Durch die gesetzlichen Änderungen beim Insolvenzantragsrecht, die 2020 verabschiedet wurden und zum Teil auch in 2021 fortgesetzt wurden, ist es hierbei zu einer Verzerrung der amtlichen Statistik gekommen.

Ein Blick in das nun ausgewertete Zahlenwerk von IHK und Creditreform zeigt, dass die Ausfallraten im Rhein-Kreis Neuss und am Mittleren Niederrhein noch, so Steinmetz, „erfreulich niedrig“ seien. Es gibt jedoch gleich zweimal ein großes Aber. Erstens: Die Werte liegen über dem Schnitt auf Landes- und Bundesebene. Und zweitens: „Wir müssen leider von einer Steigerung im kommenden Jahr ausgehen“, sagt Steinmetz.

Das „Risikobarometer“ zeigt jedoch auch, dass sich das Zahlungsverhalten der Unternehmen in der Region verbessert hat. „Im Rhein-Kreis Neuss liegt der durchschnittliche Zahlungsverzug sogar unter dem Vorkrisenniveau“, sagt André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung der Creditreform Düsseldorf/Neuss. Auch die Ausfallraten seien zwar auf einem weiterhin niedrigen Niveau. Im Rhein-Kreis liegt die Rate bei 1,38 Prozent – der landesweit für NRW beträgt 1,19 Prozent, der Wert auf Bundesebene 1,07 Prozent. Becker warnt jedoch, dies zu positiv zu bewerten. „Die Sofort- und Überbrückungshilfen haben schlimmere Auswirkungen verhindert. Viele Unternehmer haben ihre Rechnungen bezahlt und danach ihre Betriebe geschlossen. Die tauchen in der Statistik nicht auf.“

Chris Proios von der Initiative Konjunkturforschung Regional lenkt den Blick auf die Unterschiede in den Branchen. „Das Gastgewerbe als von der Pandemie besonders belastete Branche hat die höchste Ausfallrate.“ Sie sei zudem im Rhein-Kreis mit einem Wert von 4,14 Prozent deutlich höher als im Bund, Land und in der Region Mittlerer Niederrhein. Positiv bewertet wird die niedrige Ausfallrate bei der Industrie. Sorge bereitet die aktuelle Corona-Entwicklung.

Für 2022 stehen bereits dunkle Wolken am Horizont. Laut Prognose werden die Ausfälle deutlich zunehmen. Becker: „Für den Rhein-Kreis gehen die Rechenmodelle zurzeit von einer Ausfallrate von 2,44 aus.“

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