Ein Jahr nach der Flutkatastrophe Freiwillige Helfer brauchen Nachahmer

Meinung | Rhein-Kreis · Unermüdlich haben sie geholfen und sind vielfach noch immer am Werk: Ohne ehrenamtliche Helfer auch aus dem Rhein-Kreis Neuss hätte es in den vor einem Jahr von der Flut verwüsteten Gebieten noch viel länger viel schlimmer ausgesehen. Freiwillige Hilfe tut not – braucht aber eine breitere Basis. Ein Kommentar.

 Freiwillige Helfer aus vielen Teilen des Landes packten nach der Flut mit an und sind immer noch in den betroffenen Gebieten aktiv.

Freiwillige Helfer aus vielen Teilen des Landes packten nach der Flut mit an und sind immer noch in den betroffenen Gebieten aktiv.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Ein Jahr ist vergangen und die – ehrenamtliche! – Hilfe reißt nicht ab. Die von der Flut betroffenen Menschen in den Katastrophengebieten erlebten Mitte Juli 2021 wahrscheinlich die bislang dramatischsten Stunden, Tage, Wochen ihres Lebens. Tote und Verletzte, Existenzen in Minuten vernichtet, Heim und Heimat zerstört. Nach dem Horrorszenario machten viele ehrenamtliche Helfer Mut und packten an, um Schutt wegzuräumen und zu retten, was zu retten war.

Während sich staatliche Unterstützung und Versicherungen mitunter schwer taten und erst Anlaufzeit brauchten, waren die Freiwilligen schon im Einsatz. Das Großartige dabei: Die Hilfsbereitschaft vieler ist noch immer ungebrochen. Das zeigt, zu was Gemeinschaft und Gesellschaft fähig sind. In Teilen wiederholte sich das Szenario zu Jahresbeginn mit Ausbruch des Krieges in der Ukraine. Wieder wurden Spenden gesammelt, Hilfstransporte setzten sich in Bewegung, für Flüchtlinge wurden privat Unterkünfte organisiert.

Das Auffällige dabei: Oft waren und sind es die gleichen Menschen, die sich engagieren. Wer schon im Ahrtal unterwegs war und Hilfsgüter organisierte, war für die Menschen in der Ukraine erneut am Start. Dafür kann man nicht genug Dank sagen. Mit Blick nach vorn bleibt zu hoffen, dass die ehrenamtlichen Helfer und Helden auch Vorbild sind. Wenn es immer die Gleichen sind, die einspringen, wenn Not am Mann ist, trägt das auf Dauer nicht. Ohne freiwilliges Engagement auch für andere wird es nicht gehen – und zwar zunehmend, denn – ohne den Staat von seiner Fürsorgepflicht grundsätzlich freisprechen zu wollen: Die nächsten Monate werden anstrengend. Das soll nicht Angst machen, Endzeitszenarien und Panikstimmung werden zu Recht kritisiert. Wenn die tollen Vorbilder aber Schule machen, hilft das am Ende allen – und macht nicht selten auch noch Spaß.

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