Wirtschaft im Rhein-Kreis Neuss Handwerk: Austausch mit Guadeloupe

Neuss · Eine Delegation aus der Karibik hat die Zülow AG in Neuss besucht. Das Unternehmen macht in Kooperation mit dem Heinrich-Hertz-Berufskolleg bei einem Austauschprogramm für Auszubildende mit.

 Der Auszubildende Dimitry Mamon (4.v.l.) war im Januar auf Guadeloupe. Jetzt hat eine Delegation aus der Karibik die Zülow AG besucht.

Der Auszubildende Dimitry Mamon (4.v.l.) war im Januar auf Guadeloupe. Jetzt hat eine Delegation aus der Karibik die Zülow AG besucht.

Foto: Woitschuetzke,Andreas (woi)

7100 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Neuss und Guadeloupe. Wer den weiten Weg auf sich genommen hat, landet in einem kleinen Karibik-Traum – und bleibt dennoch auf dem Gebiet der Europäischen Union. Zusammen mit Martinique, Saint-Barthélemy und Saint Martin bildet das Archipel die Französischen Antillen, sie sind so etwas wie der französische Außenposten im Karibischen Meer. Und die EU-Zugehörigkeit ist der Schlüssel für ein besonderes Programm, das das auf Daten- und Elektrotechnik spezialisierte Unternehmen Zülow seinen Auszubildenden in Kooperation mit dem Heinrich-Hertz-Berufskolleg, das eine Schulpartnerschaft mit dem Lycée Paul Lacavé (Guadeloupe) pflegt, anbietet: ein Austauschprogramm, das es Auszubildenden im Handwerk ermöglicht, für eine Zeit ins Ausland zu gehen und dort Berufserfahrung zu sammeln.

Unternehmer David Zülow ist überzeugt, dass ein solches Angebot, wie man es sonst eher aus dem Studium kennt, auch im Handwerk wichtig ist. „Ein Auslandsaufenthalt weitet den Horizont. Es ist wichtig, dass junge Leute über den Tellerrand blicken“, sagt er. „Sie sollen lernen dürfen, wie der Berufsalltag anderswo auf der Welt aussieht und wie dort gearbeitet wird.“ Zugleich müssen sie sich neuen Herausforderungen stellen – eine Erfahrung, die prägt. Zülow sieht das Angebot zudem als Belohnung: Wer in der Ausbildung gute Leistungen bringt – auch in der Berufsschule –, soll sehen, dass dies honoriert wird.

Es gibt solche Austauschprogramme unter anderem auch mit Spanien und Paris, aber Guadeloupe ist dann doch noch einmal die exotischere Variante. Und es kommt im Leben eines Handwerkers vielleicht nicht so häufig vor, dass der Chef ins Büro bittet und die Frage stellt: „Wie wäre es mit mit einem Austausch in die Karibik?“.

Dimitry Mamon hat die Erfahrung gemacht. Der Ablauf: Eine Woche lang gibt es einen Sprachkursus, im Anschluss folgt ein zweiwöchiges Praktikum. Im Januar war der Auszubildende auf Guadeloupe. Er war sich natürlich im Klaren, dass dies kein Urlaub würde, sondern Arbeit. „Man darf keine Scheu haben, Fragen zu stellen und sie zu wiederholen, auch wenn die Verständigung vielleicht nicht immer leicht fällt“, sagt der 23-Jährige. Natürlich sei es eine Umstellung gewesen, plötzlich mitten im deutschen Winter unter tropischen Bedingungen zu arbeiten, mit 35 Grad im Schatten. Was man mitbringen muss? „Neugier und Motivation“, sagt er. „Man muss offen für neue Erfahrungen sein.“

Unterstützt wird das Praktikum von der Organisation „Pro Tandem“, Zielgruppe ist das duale System im Bereich Elektronik. Beim Austausch bilden immer zwei Azubis ein Tandem, einer aus Deutschland, der andere aus Guadeloupe. Vor Ort begleiten sie einander dann im ganz normalen Tagesablauf. Auch dieses Miteinander weitet den Horizont. Eine Delegation aus Guadeloupe war jetzt zu Gast bei Zülow.

Ein solches Austauschprogramm stärkt die Ausbildung im Handwerk und macht sie attraktiver. David Zülow arbeitet derzeit daran, dass ein weiteres Ziel hinzukommt: die Neusser Partnerstadt Saint Paul (USA). „Derzeit gilt es noch, Formalitäten zu regeln“, sagt er. Im Herbst, wenn in Saint Paul das 20-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft gefeiert wird, sollen die ersten Auszubildenden in den USA sein.

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