Pflegebedarfsplan für die Stadt Neuss Absage an ein reines Kurzzeitpflegehaus

Neuss · Die Stadt hatte den Kreis für sein Pflegebedarfskonzept kritisiert. In einem Spitzengespräch konnten aber offensichtlich keine Veränderungen erreicht werden. Es bleibt auch bei nur drei zusätzlichen Pflegeheimen bis 2030.

 Die Stadt möchte ein eigenes Haus für die Kurzzeitpflege bauen. Das kann sich der Rhein-Kreis aber nicht vorstellen.

Die Stadt möchte ein eigenes Haus für die Kurzzeitpflege bauen. Das kann sich der Rhein-Kreis aber nicht vorstellen.

Foto: dpa/Christophe Gateau

Der Kreis rückt von seiner Ansicht nicht ab, dass ein reines Kurzzeitpflegehaus mit bis zu 80 Plätzen, wie es die Stadt gerne in Anbindung an das Lukaskrankenhaus errichten will, nicht sinnvoll ist. Daran hat auch ein von langer Hand vorbereitetes Spitzengespräch von Sozialdezernent Ralf Hörsken mit Kreisdirektor Dirk Brügge am vergangenen Mittwoch nichts geändert. „Eine solche Einrichtung können wir uns nicht vorstellen“, betont Brügge, der die Wohnortnähe gerade bei diesem Modell wichtig nennt.

Der Rhein-Kreis ist für die flächendeckende Versorgung mit Plätzen in der stationären Pflege, aber auch der Tages- und Kurzzeitpflege verantwortlich. Mit seinem inzwischen durch den Kreistag beschlossenen Entwurf eines Pflegebedarfsplanes aber war er bei der Stadt angeeckt.

Die nennt ein Kurzzeitpflegehaus sinnvoll und erforderlich und will damit weg von den „eingestreuten“ Kurzzeitpflegeplätzen, die es an den 14 stationären Altenpflegeheimen schon gibt. Und sie hält es für erforderlich, über die drei neuen Altenheime hinaus, die der Kreis bis 2030 genehmigen würde, in diesem Zeitraum zwei weitere zu planen, um den Bedarf einer weiter alternden Stadtgesellschaft decken zu können. Auch dahinter macht der Kreis ein Fragezeichen.

Derzeit bestehe im Neusser Stadtgebiet ein Überangebot an stationären Pflegeheimplätzen, sagt Brügge. Über das 80-Betten-Haus in Norf hinaus, das der Bauverein an der Nievenheimer Straße bauen und das die Diakonie betreiben soll, bestehe in naher Zukunft wohl kein weiterer Bedarf, sagt er. Darüber hätte im Gespräch mit den Vertretern der Stadt Übereinstimmung bestanden. Es wäre aber klug, so Brügge, wenn die Stadt Neuss Vorsorge betreibt und in der Stadtplanung für die Jahre bis 2030 drei Altenheim-Standorte zu berücksichtigen.

Aber der Kreis geht auch auf die Stadt zu. Über die bestehenden Kurzzeitpflegeplätze hinaus sollen in der Stadt zehn weitere eingerichtet werden, allerdings in Verbindung mit einem schon bestehenden Haus. Sechs weitere sollen über die so genannte „Fix-Flex-Regelung“ für diesen Zweck freigemacht werden. Weil das Land ein neues Finanzierungsmodell eingeführt hat, können jetzt stationäre Plätze für die Kurzzeitpflege „umgenutzt“ werden. „Sie stehen dann aber nicht mehr für die stationäre Pflege zur Verfügung“, sagt der Kreisdirektor.

Basis für all diese Berechnungen und Modelle ist ein Gutachten des Hamburger Institutes für Wohnen und Stadtentwicklung ALP. Das hat unter anderem auch die demographische Entwicklung und die daraus abzuleitende Zahl der Pflegebedürftigen prognostiziert. Der Kreis hätte solche Berechnungen gerne schon im Dezember trennscharf für die einzelnen kreisangehörigen Kommunen gehabt. Doch weil das Land das Zahlenwerk nicht liefern konnte, wurde der Pflegebedarfsplan für den ganzen Kreis beschlossen. Künftig soll er regelmäßig aktualisiert werden.

Einig seien sich Stadt und Kreis auch in dem Punkt gewesen, dass dem drohenden Fachkräftemangel in der Pflege aktiv begegnet werden muss. Mit dieser Frage sollen sich Träger und Vertreter von Bildungseinrichtungen am 31. Januar am „Runden Tisch“ beschäftigen.

Brügges Eindruck nach dem mit Spannung erwarteten Streitgespräch mit der Stadt: „Ich habe keinen Dissens wahrgenommen.“ Von der Stadt war keine Bewertung zu diesem Gespräch zu bekommen.

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