Neuss Reisen von Couch zu Couch

Neuss · Die Neusserin Michaela Rütten ist Mitglied beim Internetportal "Couchsurfing". Nutzer in aller Welt bieten sich darüber gegenseitig ihr Sofa als kostenlose Schlafgelegenheit an. Die Tennislehrerin reist als nächstes nach Indien.

 Michaela Rütten (r.) und Magda Pokorna planen eine "Couchsurfing"-Reise durch Indien. Das Sofa ist einer der Schlafplätze, die Michaela anbietet.

Michaela Rütten (r.) und Magda Pokorna planen eine "Couchsurfing"-Reise durch Indien. Das Sofa ist einer der Schlafplätze, die Michaela anbietet.

Foto: woi

Was Michaela Rütten Anfang 2007 bei einer Fahrt mit einem Bus in Mexiko aufgeschnappt hat, veränderte ihr Leben. Damals hörte die heute 31-Jährige erstmals von einer Internetplattform, bei der sich Leute anmelden, um ihre Couch oder eine andere Übernachtungsgelegenheit wildfremden Menschen anzubieten – kostenlos. Das Ziel: selbst auch die Angebote von gleichgesinnten Mitgliedern der Internetgemeinschaft in fernen Ländern nutzen zu können. Michaela Rütten wurde kurze Zeit später Mitglied. "Ich habe mich zuerst bei dem Dienst ,Hospitatlity Club' angemeldet und bin mittlerweile vor allem bei ,Couchsurfing' sehr aktiv", sagt sie. Mehr als 80 Kommentare von ehemaligen Gastgebern oder Gästen der Neusserin aus unterschiedlichsten Ländern und Kulturkreisen finden sich bereits auf ihrem "CS"-Profil. 60 Mitglieder gibt es allein in Neuss.

 Die 31-jährige Couchsurferin beim Bootfahren auf dem Mekong.

Die 31-jährige Couchsurferin beim Bootfahren auf dem Mekong.

Foto: Privat

Auch nur Stadtführung im Angebot

"Ich bin vollkommen von dem Prinzip überzeugt und habe bisher nur gute Erfahrungen gemacht." Wichtig sei aber, dass man gewisses Vertrauen und eine gute Menschenkenntnis mitbringe, sagt sie. Denn anmelden kann sich in dem Netzwerk jeder. Hat man ein Profil mit persönlichen Informationen angelegt, können andere Couchsurfer in den eigenen vier Wänden empfangen, oder besucht werden. Doch nicht immer ist ein Schlafplatz gesucht. Michaela Rütten: "Manchmal biete ich zum Beispiel auch nur eine Stadtführung an."

Die selbstständige Tennislehrerin spielte mehrere Jahre in der Bundesliga und errang jüngst den Titel der Deutschen Vizemeisterin im Tennis Damen 30. Sie besuchte mit "Couchsurfing" Peru, Vietnam, Thailand, Portugal, Schweden, Spanien und Orte in Deutschland und Österreich. "Als nächstes plane ich mit meiner Freundin Magda Pokorna für den Sommer einen Trip nach Indien – natürlich alles mit Couchsurfing", sagt sie. Denn der Vorteil dieser Reiseform liege auf der Hand: "Urlaub im Hotel bietet einem nicht den tieferen Blick in die fremde Kultur. Mit Couchsurfing wohne ich bei Ortskundigen, die mir ihre Lieblingsrestaurants oder Museen zeigen können", sagt Michaela Rütten.

Sicherheitsbedenken habe sie mittlerweile kaum noch. "Natürlich war am Anfang vor allem meine Mutter sehr skeptisch." Das aber habe sich schnell geändert, als Mutter und abenteuerlustige Tochter einmal gemeinsam auf Sizilien bei einem Couchsurfer unterkamen. "Der war sehr nett und hat bei meiner Mutter alle Zweifel zerstreut", sagt die 31-Jährige, die in Uedesheim wohnt.

Sicherheit bietet das Netzwerk

Sicherheit im Umgang mit fremden Nutzern soll das Bewertungssystem bieten. Jeder Couchsufer kann seinem Gastgeber oder Gast eine Bewertung geben, sich mit seiner Kreditkarte verifizieren lassen oder Bürgen angeben – allerdings freiwillig. Ein Großteil der Sicherheit des Netzwerkes beruht auf dessen Struktur. Benimmt sich jemand daneben, wie etwa ein als "Kurt" bekannt gewordener Couchsurfer, der immer wieder seine Gastgeber bestahl, wird er recht schnell im Netzwerk enttarnt und künftige Gastgeber vor ihm gewarnt.

Für Michaela Rütten sind das Ausnahmen. "Ich möchte die tollen Erfahrungen dieser kostengünstigen Reisen nicht missen."

(NGZ)
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