Neuss Reiner Kivelitz zeigt Neussern "sein" Grefrath

Neuss · Die "Neusser Kanten"-Tour, zu der NGZ und Neuss Marketing einladen, führte diesmal in ein Dorf mit Dom und Schnapsbrennerei.

 Reiner Kivilitz (rechts) ist ein Grefrather Urgestein. Den Teilnehmern der "Neusser Kanten"-Tour erzählte er jetzt von der Geschichte des Stadtteils.

Reiner Kivilitz (rechts) ist ein Grefrather Urgestein. Den Teilnehmern der "Neusser Kanten"-Tour erzählte er jetzt von der Geschichte des Stadtteils.

Foto: woi

Ist Grefrath, abgesehen von der monumentalen Skihalle, die zur Gemarkung Grefrath gehört, nichts weiter als ein ruhiger Ortsteil von Neuss, ohne eigene Besonderheiten und Reize? Die Teilnehmer der Führung im Rahmen der Reihe "Neusser Kanten" wissen es spätestens seit Samstag besser: In Grefrath steht eine Kirche im unverfälschten neugotischen Stil des Dombaumeisters Vinzenz Statz - mit Fenstern des berühmten Malers Eduard Steinle. Grefrath hatte eine Brennerei und eine Brauerei und die Menschen überquerten früher regelmäßig den Jordan. Und das Feuerwehrgebäude ist preisgekrönt.

Reiner Kivelitz (64) ist ein Grefrather Urgestein, die Kirchenführung überließ er allerdings Hermann Kappelhoff. Die wichtigsten Informationen hierzu: Die Kirche St. Stephanus wurde am 9. Oktober 1864 geweiht, der neugotische Baustil war vom Bistum vorgegeben. "Spitzenkräfte" wie Vinzenz Statz seien engagiert worden: "Er hat auch die Kirche in Kleinenbroich gebaut sowie die Marienbasilika in Kevelaer und galt als hervorragender Dombaumeister", erklärte Kappelhoff.

Der 73-Jährige schilderte die Geschichte der Kirchenfenster, Happy-end inklusive: "Die Fenster von Eduard Steinle waren im Krieg vorsorglich ausgelagert worden. Sie wurden allerdings nie mehr gefunden." Es wurden neue Fenster minderer Qualität eingebaut. Dann fanden sich die Original-Entwürfe von Steinle wieder, nach denen dann die neuen und mittlerweile dritten Fenster gefertigt wurden.

Dann ging es vorbei am zweigeschossigen alten Pfarrhaus aus dem Jahre 1819 und am ehemaligen Haus der Landfrau, das 1953/54 von der Gemeinde Holzheim unter Mitwirkung der Landschaftskammer Rheinland errichtet worden war. Reiner Kivelitz erinnerte sich: "Wir hatten dort samstags immer Schulduschen, weil die sanitären Einrichtungen in den meisten Häusern unzureichend waren." Von 1954 bis 1986 war dort eine Kindertagesstätte untergebracht. Das Gebäude wurde dort errichtet, wo die Vorgängerkirche bis 1866 gestanden hatte. Kurz vor dem "Haus der Landfrau" floss der Jordan, gespeist mit Abwässern. "Es gibt den Jordan-Grill und bei den Schützen die "Jordan-Jäger", erklärte Kivelitz und verriet, dass der Namensgeber eine Gosse war, die in den 1960er Jahren zugeschüttet worden war.

An der Lüttenglehner Straße 55 besichtigte die Gruppe Reste eines alten Industriebetriebs: Theodor Faßbender öffnete für die Besucher den Keller des Hauses, in dem ab 1902 eine Kornbrennerei eröffnet wurde und in dem auch Bier gebraut worden ist. Reinhold Keuchel, bis vor kurzem Löschzugführer von Glehn, zeigte das gläserne Feuerwehrhaus, errichtet nach dem Entwurf des Neusser Architekten Richard Wichmann. "Dieses Gebäude ist 2005 mit dem Architekturpreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet worden", sagte Keuchel. Reiner Kivelitz ersparte der Gruppe den Weg zum "Spitze-Hüsche", dem Geburtsort des "Fetzers": Der Berufsverbrecher stammt aus Grefrath, er wurde dort 1778 geboren und 1803 in Köln geköpft.

(barni)
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