Neuss Rauchverbot macht Kneipen zu schaffen

Neuss · Viele Betriebe beklagen Umsatzeinbußen. Das Ordnungsamt lobt aber die korrekte Umsetzung.

Das bringt die Nichtraucherschutz-Novelle
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Foto: NGZ

Das Rauchverbot zieht auch ein Jahr nach der Einführung in Kneipen, Bars und Diskotheken weiter seine Kreise. "Es herrscht eine wahnsinnige Unruhe in der Kneipe. Die Gäste wechseln ständig ihren Platz, weil sie natürlich kurz nach draußen gehen müssen, um zu rauchen. Die Gemütlichkeit ist weg", erzählt Michael Schatten, Inhaber der Kneipe "Rheingold".

Das Ergebnis einer Umfrage des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) NRW an der sich rund 1200 Gastronomen beteiligt haben, verdeutlicht das Ausmaß: 81 Prozent der Schank- und Tanzbetriebe beklagen Umsatzeinbußen.

"Das absolute Rauchverbot hat sich auf viele Betriebe, insbesondere auf die klassischen Eckkneipen, verheerend ausgewirkt. War die wirtschaftliche Situation vor Einführung angespannt, ist sie jetzt desolat", beschreibt Klaus Hübenthal, Hauptgeschäftsführer des Dehoga NRW, die Lage. Immerhin berichten laut Umfrage 13 Prozent der Schank- und Tanzbetriebe von gestiegenen Umsätzen. Betriebe, die über passende Räumlichkeiten verfügen, sind im Vorteil. So geht es etwa der "Alten Post" in Neuss. "Da wir eine große Terrasse haben, die auch im Winter bestuhlt ist, hat uns das Rauchverbot von Beginn an nicht so sehr getroffen", erzählt Mitarbeiterin Lena Kesseler. Schließlich dürfe bereits seit dem Jahr 2008 innerhalb von Gaststätten nicht mehr geraucht werden.

Die neuerliche Verschärfung, nach der weder in Kneipen noch in geschlossenen Raucherräumen zur Zigarette gegriffen werden darf, bewegt auch die Restaurantbesucher. Laut Dehoga-Umfrage lehnen 63 Prozent der Kneipengänger zwischen Rhein und Weser die neue Regelung ab, 37 Prozent der Bevölkerung befürworten ein Nichtraucherschutzgesetzt ohne Ausnahmen.

"Neben dem strikten Rauchverbot führt ein verändertes Kundenverhalten zu wirtschaftlichen Einbußen in den Kneipen", berichtet Christian Jäger, Geschäftsführer der Dehoga in Neuss. Viele Menschen träfen sich lieber am frühen Nachmittag und gingen nicht unbedingt in Kneipen. Zudem wollten zahlreiche Gäste gern draußen sitzen. "Das ist für viele Kneipen jedoch nicht ohne Weiteres umsetzbar", sagt Jäger. Schließlich seien die meisten Kneipeninhaber lediglich Pächter ihrer Immobilien.

Dass das Rauchverbot - etwa aus dieser Not heraus - ignoriert wird, beobachtet das Neusser Ordnungsamt nicht. Es werde von den Neusser Gaststättenbetreibern "strikt umgesetzt", heißt es bei der Stadtverwaltung. Das sei bei einer Vielzahl von Kontrollen überprüft worden. Seit dem Jahr 2013 sind beim Neusser Ordnungsamt sechs Anzeigen wegen Verstößen gegen das Nichtraucherschutzgesetz eingegangen. "Im Rahmen von Ordnungswidrigkeitenverfahren wurden diese Anzeigen bearbeitet und Ahndungen vorgenommen", teilt das Amt mit. Dass Raucher vermehrt draußen stehen, führte zu vier Beschwerden wegen Lärm vor Gaststätten - auch in diesen Fällen griff das Ordnungsamt ein.

(NGZ)
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