Politik in Neuss N-Wort wird zum Ausschuss-Thema

Neuss · Jegliche Verwendung des fremdenfeindlichen Begriffs soll bekämpft werden. Dafür machen sich die Mitglieder des Zusammenschlusses „Ich bin Neuss“ stark.

Eine Rassismus-Debatte gab es auch wegen der „Mohrenstraße“ in Berlin. Unbekannte hatten deshalb ein entsprechendes U-Bahnschild übersprüht.

Eine Rassismus-Debatte gab es auch wegen der „Mohrenstraße“ in Berlin. Unbekannte hatten deshalb ein entsprechendes U-Bahnschild übersprüht.

Foto: AP/Michael Sohn

Auf verschiedenen Ebenen wird in der Stadt Neuss bereits Rassismus bekämpft und auch Prävention geleistet, um fremdenfeindlichem Gedankengut den Nährboden zu entziehen. Die Mitglieder des Zusammenschlusses „Ich bin Neuss“ sehen aber offenbar weiteren Handlungsbedarf und machen in der nächsten Sitzung des Integrationsausschusses das „N-Wort“ zum Thema (so wird der fremdenfeindliche Begriff „Neger“ abgekürzt).

Ein entsprechender Antrag sieht unter anderem vor, dass die Stadt sich dafür einsetzt, „dass jegliche Verwendung des N-Wortes in der Stadt Neuss bekämpft wird“, um dunkelhäutigen Menschen ein friedvolles und diskriminierungsfreies Leben in Neuss zu ermöglichen. Die Antragsteller begründen in Bezug auf jene diskriminierende Bezeichnung: „Als europäisches Konstrukt der Kolonialzeit wurde es verwendet, um eine rassistische Unterscheidung herzustellen, Machtverhältnisse zu untermauern und unterdrückende Strukturen zu festigen.“ Diese Erfahrungen seien auch weiterhin im Bewusstsein verankert. „Auch wenn in der jüngeren Zeit vermehrt das N-Wort in satirischen oder komödiantischen Kontexten auftaucht, darf dies nicht über die Verletzungen hinwegtäuschen, die damit einhergehen“, heißt es.

Auch Daniel Gyamerah vom Verein „Each One Teach One“ gibt – im Gespräch mit dem Bundesprogramm „Demokratie leben“ – historische Hintergründe zur Verwendung des N-Worts: „Viele sagen: ‚Warum sollte ich das Wort nicht aussprechen?‘ Weil hinter diesem Wort 400 Jahre Versklavung stehen. Weil weiße Menschen dieses Wort benutzt haben, um schwarze Menschen global zu dehumanisieren. Weil dieses Wort ein Zeichen für weiße Vorherrschaft ist.“

Im Dezember 2014 wurde von der UN-Generalversammlung die „Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft“ (2015 bis 2024) ausgerufen. Damit erkennt die internationale Gemeinschaft an, dass Menschen afrikanischer Herkunft eine eigenständige Gruppe darstellen, deren Menschenrechte gefördert und geschützt werden müssen.

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