Neuss Raser gefährden Schülerlotsen

Neuss · Trotz Fahrbahnverschwenkung, Mittelinsel und Eltern im Lotsendienst kommt es am Zebrastreifen Lüttenglehner Straße immer öfter zu brenzligen Situationen. Die Grefrather drängen jetzt auf eine Tempo-30-Zone.

 Nina Daumann und Andrea Marseille erleben immer wieder, dass sie als Lotsen nicht ernst genommen werden.

Nina Daumann und Andrea Marseille erleben immer wieder, dass sie als Lotsen nicht ernst genommen werden.

Foto: woi.

Das Fass zum Überlaufen brachte ein Autofahrer, der Nina Daumann fast die Schülerlotsen-Kelle aus der Hand fuhr. "Dabei stand ich mit breit ausgestreckten Armen auf dem Zebrastreifen", versichert die Grefratherin, die morgens Kindern auf dem Weg zur St.-Stephanus-Schule über die Lüttenglehner Straße hilft. Sie ging zur Polizei, zeigte den Fahrer an, und brachte so eine Bewegung in Gang, die zum Umbau der Ortseinfahrt führen könnte.

Schulleiterin Edith Hoffmüller, die über den Vorfall informiert worden war, unterstützt die Eltern im Lotsendienst. Sie habe das Schulverwaltungsamt angeschrieben und um die Einrichtung einer Tempo-30-Zone in der Ortseinfahrt gebeten —oder etwas anderes, was die Situation entschärfen helfen könne. Seitdem gab es mehrere Ortstermine, und auch der Bezirksbeamte der Polizei war häufiger präsent. Und einmal konnte er vergangene Woche einen dieser rücksichtslosen Autofahrer dingfest machen.

Aus Sicht der Verkehrsexperten ist die Ortseinfahrt aus Richtung Lüttenglehn in doppelter Hinsicht problematisch. Denn sie ist abschüssig und führt schnurgerade in den Ort hinein. Das hat schon in der Vergangenheit dazu geführt, dass im Ortseingang zu schnell gefahren wurde. Mit Einbauten wurden die Fahrspuren verschwenkt und in der Fahrbahn Querungshilfen geschaffen. "Das Tempo wurde schon ziemlich reduziert", stellt Norbert Jurczyk vom Amt für Verkehrslenkung fest, der fast ratlos anfügt: "Mit verkehrslenkenden Maßnahmen sind solche Vorkommnisse nicht zu verhindern." Denn was in Grefrath zu beobachten ist, falle eher in die Rubrik Rücksichtslosigkeit einzelner Autofahrer.

Das sieht auch die Polizei so. "Es gibt Autofahrer, die sich an keine Regel halten", sagt Polizeisprecher Hans-Willi Arnold. Das wird vor allem dann problematisch, wenn an der Bushaltestelle kurz vor dem Zebrastreifen ein Bus hält und nachfolgende Autofahrer den auf der Straße parkenden Wagen überholen. Markierungen auf der Fahrbahn, so genannte Bischofsmützen, sollen dem Autofahrer deutlich zeigen, dass er zu warten hat. Aber manche überholen trotzdem.

Der Verkehrsrowdy, der vergangene Woche bei einem solchen Überholmanöver erwischt wurde, wurde mit 20 Euro zur Kasse gebeten, berichtet Andrea Marseille, die mit neun anderen Eltern den Lotsendienst versieht und Augenzeuge war, als Nina Daumann fast angefahren wurde. "Wenn ich nicht da gestanden hätte, hätte es drei Kinder treffen können, die gerade über die Straße wollten", sagt Daumann. Noch, so die Polizei, ist die Stelle aber nicht unfallbelastet.

(NGZ/rl)
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