Rapmusik in Neuss Ein Musiklabel fürs Barbaraviertel

Nordstadt · Seit Jahren gibt es in der Jugendeinrichtung in der Nordstadt Rap-Workshops. Bald sollen die Nachwuchs-Musiker die Möglichkeit haben, ihre Stücke unter professionellen Bedingungen zu veröffentlichen – bei „Schlachthof Records“.

 Rapper Pedram (l.) an der Seite von Einrichtungsleiter Niels Elsäßer.

Rapper Pedram (l.) an der Seite von Einrichtungsleiter Niels Elsäßer.

Foto: Simon Janßen

Der Ort der Kreativität kommt zum Vorschein, sobald der große schwarze Vorhang zur Seite geschoben wird. Plötzlich erscheint in der kleinen Ecke allerhand Equipment: Laptop, Studioboxen, Vorverstärker – eine mobile Gesangskabine samt Mikrofon. Es ist das „Reich“ von Rapper und Tontechniker Pedram – der 31-Jährige nutzt das kleine Studio jedoch nicht für sich selbst. Vielmehr haben seine „Schützlinge“ dort die Gelegenheit, ihre eigenen Songs aufzunehmen.

Schon seit Jahren gibt der Neusser in der „Offenen Tür (OT) Barbaraviertel“ Rap-Workshops für Jugendliche, mittlerweile wurde das vom Verein „Himmelblaue Traumfabrik“ gesponserte Recording-Equipment in der Dependance an der Düsseldorfer Straße aufgebaut. Im Laufe der Zeit sind schon einige Songs entstanden – doch nun soll das Projekt die nächste Stufe zünden.

Denn: Die Einrichtung gründet nun ihr eigenes Label. Unter dem Namen „Schlachthof Records“ – der Titel passt nicht nur zur Identität des Viertels, sondern auch zum Straßenrap-Sound – haben die Jugendlichen also bald die Möglichkeit, ihre Werke auch unter professionellen Rahmenbedingungen zu veröffentlichen. „Ich habe den Jungs die Songs zwar immer fertig gemischt, sie dann aber wirklich zu releasen, ist ohne Vorkenntnisse schwierig – und wenn man seine Musik nur dem eigenen Freundeskreis zeigt, verpufft sie einfach“, sagt Pedram, der sich selbst eher dem tiefgründigeren Rap verschrieben hat. Durch das Label – das Projekt entsteht in Abstimmung mit dem Kulturamt der Stadt – sollen beispielsweise auch die Möglichkeiten für Video-Content ausgeweitet werden.

Die Verantwortlichen profitieren dabei vom Förderprojekt „Aufholen nach Corona“. Mit dem Aktionsprogramm reagieren Bundes- und Landesregierung auf die Lernrückstände von Schülern wegen des Ausfalls von Präsenzunterricht sowie die psychosozialen Belastungen von Kindern, Jugendlichen und deren Familien. Dabei steht nicht nur die Beseitigung von Lernrückständen auf dem Programm, sondern unter anderem auch die Unterstützung bei außerschulischen Angeboten oder Ferienfreizeiten.

Und tatsächlich bietet das Rap-Projekt den Teilnehmern mehr als nur fertige Songs. „Es vermittelt eine Perspektive und bringt den Jugendlichen bei, dass man bei der Sache bleiben und kontinuierlich arbeiten muss“, sagt Einrichtungsleiter Niels Elsäßer. So eine EP, wie sie aktuell geplant ist, lässt sich halt nicht eben an einem Tag produzieren. Da sind Planung und Durchhaltevermögen gefragt. Weiterer Nebeneffekt: Die Jugendlichen können sich kreativ ausleben und bleiben somit fern von Konflikten auf der Straße. „Sie hängen lieber im Studio ab als draußen, das haben sie mir selbst gesagt“, sagt Pedram, der auch darauf aufmerksam macht, dass Hip-Hop die größte Jugendbewegung ist – auch im Barbaraviertel.

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