Rudelgucken in Neuss Eishallenmeister ist „Mister Public Viewing“
Neuss · Roland Stussak ist kein Fußballanhänger, aber als Eishallenmeister bei jedem Spiel der DFB-Auswahl beim Public Viewing dabei.
Fußball ist eigentlich gar nicht sein Ding. Roland Stussak interessiert sich vielmehr für Motorsport, wie die Formel 1 und die DTM. Einen Lieblingsverein beim Fußball hat er erst gar nicht, aber die Spiele der deutschen Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Russland verpasst der 53-Jährige trotzdem alle nicht. Er ist immer dabei, wenn in der Eissporthalle die Fans die DFB-Auswahl anfeuern – auch am Samstagabend wieder beim zweiten Public Viewing dieser WM gegen Schweden. Doch Stussak besucht die Partien der Deutschen nicht als Anhänger, sondern muss als Eishallenmeister vor Ort sein und ist das „Mädchen für alles“.
Der Sommer geht für Stussak von April bis September. Er ist also dann, wenn in der Halle keine „Eiszeit“ ist. Das Ammoniak ist in den Monaten abgepumpt, der Fachmann sagt evakuiert, lagert in einem separaten Tank und die Eisanlage ist außer Betrieb. Arbeiten in der Wintersaison sonst drei Eishallenmeister und eine Aushilfe in der Halle im Drei-Schichten-System, ist der 53-Jährige im Sommer alleine: „Kleinere Arbeiten erledige ich selbst, ansonsten betreue ich die Handwerksbetriebe in der Halle.“

Hier gibt es Public Viewing im Rhein-Kreis Neuss
Veranstaltungen wie das Public Viewing sind in der eisfreien Zeit eine willkommene Abwechslung zum Berufsalltag von 7 bis 15.30 Uhr. „Das ist genau meine Welt. Wenn ich gefordert werde, macht mir die Arbeit noch mehr Spaß. Dann helfe ich auch gerne mal im Bistro aus“, sagt der Angestellte der Stadtwerke Neuss, die gemeinsam mit der NGZ die Spiele der deutschen Mannschaft in der Eishalle präsentiert. „Auch wenn ich eigentlich kein Fußballfan bin, wünsche ich mir, dass für uns nach der Vorrunde noch nicht Schluss ist. Ich tippe heute auf ein 2:1 gegen Schweden“, sagt Stussak. Sollten Jogis Jungs tatsächlich nicht die Vorrunde überstehen, wäre er aus zwei Gründen ein Stück traurig: „Einerseits würden mir die deutschen Fans leid tun, andererseits finde ich es immer gut, wenn die Halle auch im Sommer genutzt wird – erst recht, wenn es unsere eigenen Veranstaltungen sind.“
Am Samstagabend beginnt für Stussak der Arbeitstag drei Stunden vor dem Anpfiff. Ab 17 Uhr stehen die letzten Vorbereitungen an, bevor ab 20 Uhr der Ball im Stadion von Sotchi rollt. Der 53-Jährige teilt das 14-köpfige Mitarbeiter-Team ein, damit rechtzeitig zum Einlass eine Stunde vor dem Spielbeginn die Theken und das Bistro gefüllt sind. Beim Auftakt gegen Mexiko fiel kurzfristig eine Zapfanlage aus, aber auch das war kein Problem: „Wir haben eine private Zapfanlage organisiert und dann lief es.“
Wenn am Samstagabend die externen Security-Mitarbeiter eingewiesen sind und im Vorprogramm die Band Steckenpferd aus Düsseldorf gespielt hat, kann es auf der LED-Wand losgehen. „Für mich läuft das Spiel aber nur nebenbei, weil es immer etwas zu tun gibt. Meist helfe ich dort aus, wo gerade Not am Mann ist“, berichtet der 53-Jährige, der rund zwei Stunden, nachdem der letzte Gast die Eishalle verlassen hat, auch nach Hause geht: „Wir müssen ja erst noch aufräumen und grob sauber machen.“
Am Mittwoch geht es dann im dritten Gruppenspiel gegen Südkorea (Anstoß 16 Uhr) wieder von vorne los – und hoffentlich danach auch noch zum Achtelfinale, Viertelfinale, Halbfinale und Endspiel.