Neuss Prachtvolles Stelldichein von Barockoboe und Cembalo

Neuss · Barockoboe und Cembalo im intimen Gewölbe des Kulturkellers: Das deutet auf ein kammermusikalisches kleines Muster. Und doch war es ein ausgesprochen opulentes barockes Konzert. Ihren Auftritt am Cembalo hatte die gebürtige Türkin Ada Tanir, die Oboe spielte er der italienische Traversflötist Roberto de Franceschi. Diese Klänge, die an weit vergangene Zeiten erinnern, muss man mögen, oder man muss sich auf sie einlassen. Das begeistert-faszinierte Publikum brachte diese Voraussetzungen erkennbar mit. Sehr gelungen waren die sieben ausgewählten Stücke mit ihrem barocken Querschnitt. Verbale Überleitungen ordneten jeweils Instrumente, Notengebung und die Zeit der Entstehung ein.

 Cembalistin Ada Tanir hat türkische Wurzeln.

Cembalistin Ada Tanir hat türkische Wurzeln.

Foto: Stadt Neuss

"Wir haben alles mitgenommen", sagte Ada Tanir von der überschaubaren Musikliteratur in dieser Gattung. Das klang übertrieben, wenn man allein die ungemein schaffensfrohen Komponisten des Abends Revue passieren lässt: Georg Philipp Telemann, Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, der zu seiner Zeit "der Bach" war und erheblich höher geschätzt wurde als sein damals als überholt und verzopft geltender Vater. Ein "Who's Who" der Barockmusik gab sich da also ein prachtvolles und wohlklingendes Stelldichein. Auch der wenig bekannte Johann Philipp Kirnberger stieß noch mit einer Sonate hinzu.

Musiziert wurde mit aus der Barockzeit kopierten Instrumenten. Jeder Tonart wurde eine besondere Farbe entlockt. Gut unterscheidbar und erstaunlich ausdrucksstark erklangen dabei Barockoboe und Traversflöte. Roberto de Franceschi beherrscht beide exzellent. "Während sich die Interpreten heute überwiegend auf ein Instrument allein konzentrieren", so vertraute er dem Publikum an, "war es bei den barocken Musikern üblich, mehrere Instrumente zu beherrschen."

Ada Tanir am Cembalo begleitete nicht nur, sondern korrespondierte harmonisch mit dem Holzbläser und war auch selbst Solistin. Sehr elegant, sehr präzise, sehr geschmeidig waren Tongebung und Rhythmik. Dieses wunderbare Musizieren live zu erleben, das ließ den Zuhörer Zeuge eines schöpferischen Aktes werden und war auf diesem Niveau eine reine Freude. Zugabe: Antonio Vivaldi. Natürlich, ist man geneigt zu sagen.

(NGZ)
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