Neuss Postbote sortierte Briefe in Afghanistan

Neuss · Jakob Matlé hat als Feldpostler im Kosovo und in Afghanistan gearbeitet. Er sorgte dafür, dass die Soldaten ihre Briefe bekamen.

 Postbote Jakob Matlé war jahrelang Reservist bei der Bundeswehr. 2007 ging er das erste Mal als Feldpostler ins Ausland.

Postbote Jakob Matlé war jahrelang Reservist bei der Bundeswehr. 2007 ging er das erste Mal als Feldpostler ins Ausland.

Foto: woitschützke

Wenn Bundeswehrsoldaten in Afghanistan einen Brief an die Familie schreiben, kleben sie eine ganz normale 58-Cent-Briefmarke auf das Kuvert und gehen zur nächsten Postfiliale. Denn in jedem ausländischen Lager der Bundeswehr gibt es auch ein Feldpostamt. Seit es Auslandseinsätze gibt, bietet die Deutsche Post diesen Service an —also seit fast 20 Jahren. In den Feldpostämtern arbeiten Post-Mitarbeiter mit einer speziellen Bundeswehrausbildung. Der Neusser Jakob Matlé (53) ist einer von ihnen.

Zweimal im Kosovo, einmal in Afghanistan. Zurück aus dem Einsatz ist er wieder als Paketbote in Norf unterwegs. Der Unterschied könnte kaum größer sein. "Es gefällt mir, unterschiedlich tätig zu sein und neue Herausforderungen zu haben", sagt Matlé. Außerdem bekomme er einen viel tieferen Einblick in die militärische Situation. "Es ist spannend, Veränderungen in Einsatzländern zu beobachten", sagt Matlé. Zur Post kam der 53-Jährige eher zufällig, nachdem er seinen Grundwehrdienst abgeleistet hatte. "Ich wollte eigentlich nur vorübergehend bei der Post bleiben", erinnert er sich. Daraus sind mittlerweile 26 Jahre geworden. Die ganze Zeit über war er auch Reservist bei der Bundeswehr. 2002 fiel dem 53-Jährigen dann ein Flyer in die Hand. Darin las er, dass die Feldpost Personal suchte. "Das hat mich interessiert, weil ich alle Voraussetzungen dafür hatte", sagt er. Seine Bewerbung war erfolgreich, bald absolvierte er in Bad Breisig die Ausbildung zum Feldpostsoldat. Die ist nötig, da im Bundeswehrlager der Aufgabenbereich viel größer ist als in Deutschland, wo vorsortierte Pakete nur noch verteilt werden müssen. "Im Bundeswehrlager bin ich für Posteingang und -ausgang zuständig, muss Verwaltungsarbeiten und sogar Aufgaben der Postbank übernehmen", erklärt Matlé, der bei seinem letzten Einsatz Teileinheitsführer, also Chef des Feldpostamts, war.

Zunächst arbeitete der 53-Jährige aber 2005 in der Feldpost-Leitstelle in Darmstadt. Sie koordiniert die Feldpost. Denn die private Post an die Soldaten ist immer an die Leitstelle adressiert. Sie organisiert den Transport ins Ausland. "Ohne die Leitstelle würde gar nichts laufen", erklärt Matlé, der seinen ersten Auslandseinsatz 2007 im Kosovo hatte, wohin er im vergangenen Jahr zurückkehrte und staunte: "Da hat sich viel zum Guten entwickelt", sagt Matlé, "Es sind viele neue Straßen und Häuser entstanden." Dort könne man sich auch relativ frei außerhalb des Lagers bewegen. Ganz anders in Kabul, wo Matlé zwischen Juli und November 2010 war. "Dort war ich außerhalb des Lagers nur im gepanzerten Fahrzeug unterwegs", erinnert er sich. Beeindruckend war für ihn immer wieder, welch hohen Stellenwert die Post in Zeiten von E-Mail und Internet noch hat. "Wenn man vier Monate im Einsatz ist, freut man sich eben besonders über handschriftliche Grüße oder Zeichnungen und Bilder der Kinder", weiß Matlé. "Im Feldpostamt gibt es dann viele richtig emotionale Momente."

(NGZ)
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