Neuss Polizei testet digitalen Funk

Neuss · Abhörsicher, schnell und mit großem Zukunftspotenzial – die neue Technik, die viele europäische Ländern seit Jahren nutzen, soll nun auch in Deutschland ans Netz gehen. Zum Testgebiet in NRW gehört auch der Rhein-Kreis.

 Spätestens in sechs Monaten soll der digitale Vielkönner das fast doppelt so große Analog-Funkgerät von Oberkommissarin Marielouise Stade ersetzen.

Spätestens in sechs Monaten soll der digitale Vielkönner das fast doppelt so große Analog-Funkgerät von Oberkommissarin Marielouise Stade ersetzen.

Foto: Bretz, Andreas

Abhörsicher, schnell und mit großem Zukunftspotenzial — die neue Technik, die viele europäische Ländern seit Jahren nutzen, soll nun auch in Deutschland ans Netz gehen. Zum Testgebiet in NRW gehört auch der Rhein-Kreis.

Drücken, einmal einatmen und dann erst sprechen — auch daran müssten sich die Polizei-, Rettungs- und Feuerwehrkräfte beim neuen Digitalfunk erst gewöhnen, erklärt Marcus Hons, stellvertretender Chef der Kreisleitstelle im Hammfeld. Doch noch läuft natürlich der analoge Funk auf vollen Touren weiter. Dabei könne man eben drücken und sofort los reden.

Sechs Monate Testphase

Gestern startete der erweiterte Probebetrieb für das neue Digitalfunknetz. In Düsseldorf, Mönchengladbach, den Kreisen Mettmann und Viersen sowie dem Rhein-Kreis soll das neue Netz sechs Monate ausprobiert werden. "Der Probebetrieb wird uns zeigen, ob es hakt und wo nachgebessert werden muss", sagte Innenminister Ralf Jäger gestern bei einer Pressekonferenz. Er will sichergehen, dass der neue Funk "auch unter schwierigsten Bedingungen hundertprozentig funktioniert".

Dabei ist die Technik so neu nicht. Schon für's Jahr 2005 war der Polizei der schnelle, komfortable Digitalfunk versprochen, der Start dann bis zum WM-Jahr 2006 verschoben worden. Damals sei ein Netzbetreiber abgesprungen, eine neue Ausschreibung nötig gewesen, sagte Jäger und verkündete einen neuen Fix-Termin: 2013 soll der Digitalfunk flächendeckend laufen, drei Jahre später das analoge System abgeschaltet sein.

Bis es soweit ist, soll das digitale Funknetz, das die Bundesrepublik von ihrer "Bundesanstalt für den Digitalfunk der Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS)" betreiben lässt, im Großraum Düsseldorf "auf Herz und Nieren getestet" werden. Es geht um technische Szenarien, um höchste Anforderungen unter Großeinsatz-Bedingungen und um Erfahrungen. Die haben elf europäische Staaten und einige deutsche Bundesländer schon gemacht und deshalb weiß Jäger, dass ein fehlerfreier Systemwechsel "eher unwahrscheinlich" ist.

Und weil solche Fehler im Bereich der Sicherheit nicht akzeptabel sind, wird neben dem Digitalfunk das analoge System weiter genutzt. Dabei ist gerade der analoge Funk voller Tücken, ebenso leicht zu stören wie zu belauschen. Das sei beim digitalen Funk ausgeschlossen, weiß Marcus Hons. Der sei verschlüsselt und abhörsicher. Außerdem, ein weiterer Pluspunkt der neuen Technik, würden alle Nebengeräusche komplett herausgefiltert.

"Man hört die Sprache ganz klar", so Hons. Die Kreisleitstelle verfügt nun über vier fest eingebaute Geräte, drei Handsprechfunkgeräte sowie vier in Autos eingebaute. Parallel zur Testphase laufen die ersten Schulungen. "Alle Beamten unserer Behörde werden nach und nach geschult", erklärt Hans-Willi Arnold, Sprecher der Kreispolizeibehörde. Das sind 700. Allerdings werden nicht alle gleich intensiv eingebunden. Da Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienste und Justiz gemeinsam ins digitale Netz gehen, wird die Kommunikation schneller: Nicht einmal Frequenzwechsel sind nötig, bloß die Anwahl einer anderen "Gesprächsgruppe" per Tastendruck. Und danach erst einmal tief einatmen.

(NGZ/rl)
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