Polizei-Aktionstag in Neuss Wer bremst, gewinnt!

Neuss · In der Neusser Innenstadt stand das Thema „Rücksicht“ am Dienstag im Vordergrund. Im Rahmen eines bundesweiten Aktionstages kontrollierte die Polizei Vergehen im Straßenverkehr und virtuelle Zusammenstöße auf dem Marktplatz.

Polizeihauptkommissarin Daniela Luppus (r.) prüft die Reaktionsfähigkeit von Barbara Schmidt am E-Scooter Simulator.

Foto: Georg Salzburg (salz)

Ein Großaufgebot an Polizeikräften war am Dienstag Vormittag waren in der Quirinusstadt im Einsatz. 16 Polizeikräfte hatten sich in der Innenstadt positioniert. Während vor dem Haus an der Batteriestraße 1 potenzielle Verkehrssünder herausgewunken wurden, konnten Passanten vor dem Rathaus auf einem fixierten E-Scooter ihr Reaktionsvermögen testen. „Sicher.mobil.leben“ hieß die bundesweite Aktion und das übergreifende Thema lautete „Rücksicht“.

Polizeihauptkommissarin Daniela Luppus und ihr Kollege, Polizeihauptkommissar Jörg Birken hatten auf dem Markt einen E-Scooter befestigt. Davor hatten sie einen Flachbildschirm aufgebaut. Es waren etliche Passanten, die gerne ihre Reaktionszeit testen wollten. Im Gegensatz zum wahren Leben wussten sie, dass jeden Augenblick ein Hindernis auftauchen würde, dass Menschen oder Autos ihnen als Scooter-Fahrer die Vorfahrt nehmen würde. Ob sie genügend darauf vorbereitet sein würden?

Meistens führte die brenzlige Situation zu einem virtuellen Zusammenstoß. Allerdings waren die Geschwindigkeiten beim Aufprall unterschiedlich hoch. Es bedurfte eigentlich keiner Worte, dass sich diese Szenarien – hätten sie sich in der Realität ereignet – zu nicht zu unterschätzenden Verletzungen geführt hätten. Die Empfehlung, die die Beamtin und der Beamte abgaben: Bitte einen Helm beim E-Scooter-Fahren aufsetzen, auch wenn dies nicht vorgeschrieben ist. Die Passanten erfuhren unter anderem, dass man mit einem Scooter, soweit vorhanden, auf dem Radweg oder auf einem markierten Schutzstreifen fahren muss.

Die Beamten von der Abteilung Verkehrsunfallprävention und Opferschutz berieten auch Barbara Schmitz. Die Neusserin überlegt, ob sie aufgrund eines steifen Beins vom Fahrrad auf den E-Scooter umsteigen soll. Immerhin zeigte sie bei der virtuellen Probefahrt gute Reflexe. Ein 79-Jähriger wollte nichts von E-Scootern wissen: Er erkundigte sich für seinen 25 Jahre alten Enkel nach einer Ausbildungsmöglichkeit und wurde an die Nachwuchswerbung verwiesen. Zurück zum E-Scooter: Jörgen Birken hat beides – einen Scooter und ein E-Bike. Seine Erfahrung: „Das E-Bike ist stabiler zu fahren.“ Kein Wunder bei den um ein Vielfaches größeren Reifen.

Zur gleichen Zeit stand eine Melderin an der Pegeluhr. Per Funk gabe sie von ihr entdeckte Verstöße an die Kollegen durch. Sie trug keine gelbe Warnweste, weil sie ja nicht entdeckt werden sollte. Diese Taktik ging auf, nach zwei Stunden konnte sich die Liste der Verstöße sehen lassen: Zehn Autofahrer waren beim Hantieren mit dem Handy erwischt worden, fünf waren bei Rot über die Ampel gefahren, vier Personen hatten den Gurt nicht angelegt. Zweimal ging es um den möglichen Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. „Wir dürfen hier in dem Haus eine Toilette benutzen“, erklärte Einsatzleiter Stefan Kerst. Das Problem: Ein des Drogenkonsums Verdächtigter konnte zunächst kein Wasser lassen. Er musste etwas trinken, eine Weile warten und dann klappte es endlich. Sofort wurde ein Schnelltest gemacht. Das Ergebnis: Es konnten keine entsprechenden Substanzen nachgewiesen werden.

Die Dame mit dem weißen Cabrio hatte währen der Fahrt telefoniert. Sie muss mit einem Bußgeld und einem Punkt in Flensburg rechnen. Ein junger Mann aus Syrien regte sich auf: Während die Melderin an der Pegeluhr gesehen hatte, dass er als Beifahrer den Gurt nicht angelegt hatte, behauptete er genau das Gegenteil. „Ich kenne meine Rechte“, gab der junge Mann zu verstehen. Er entschied dann aber, die geforderten 30 Euro zu bezahlen. Seine letzten Worte: „Das ist ehrlich eine Katastrophe.“ Über eine mündliche Verwarnung konnte sich eine Autofahrerin freuen, der vorgeworfen wurde, bei Rot rechts abgebogen zu sein. Gut möglich, dass sie aufs Gaspedal getreten hatte, als diejenigen, die geradeaus fahren wollten, ein grünes Ampelsignal bekamen. Die Beamten hatten gut zu tun. „Eigentlich wäre es besser gewesen, wenn sich alle an die Regeln gehalten hätten“, sagte Stefan Kerst rückblickend.