Politik in Neuss geht gegen geparkte Lastwagen in Wohngebieten vor Neuss schafft Platz für Lkw

Neuss · Lkw verstopfen nicht nur die Autobahnen, sondern sorgen auch für Ärger in Wohngebieten.

Politik in Neuss geht gegen geparkte Lkw in Wohngebieten vor
Foto: pixabay.com

In Wohngebieten geparkte Lastwagen werden zunehmend zum Problem. „Die Logistik wird mit nach Hause genommen“, fasst Franz Kolbecher vom Amt für Verkehrslenkung einen Trend zusammen, der, wie er sagt, „immer schlimmer wird“. Denn Firmen stellen ihre Lkw nachts und an Wochenenden nicht auf ihrem Firmengelände ab, sondern geben sie immer öfter ihren Fahrern mit, die dann von Zuhause aus starten. Die Politik macht das auf Antrag der schwarz-grünen Koalition jetzt zum Thema und hat einige Vorschläge entwickelt, die bis zum Bau eines Autohofes (durch einen Investor) reichen.

Was jetzt an Prüfaufträgen beschlossen wurde, hat die Stadt von sich aus zum Teil schon mit einer Maßnahme hinterlegt. An den Straßen Neusser Weyhe und Am Katzenberg auf der Furth soll durch bauliche Veränderungen erreicht werden, dass Lkw dort keinen Platz mehr finden können. „Da wollen wir mal starten“, sagt Kolbecher, doch das Thema sei problematisch.

Und das hat unter anderem mit der Straßenverkehrsordnung zu tun. Die verbietet das dauerhafte Abstellen von Lkw in Wohngebieten ab einem Fahrzeuggewicht von 7,5 Tonnen. Doch in immer mehr Fahrzeugscheinen dieser Baureihen stehen 7,49 Tonnen als Maximalgewicht. Damit ist Parken erlaubt, sagt Kolbecher, „die Industrie hat da reagiert“. Pech für ihn: Knöllchen, die die Politessen Lastwagen hinter den Scheibenwischer klemmen, werden mit Hinweis auf die – von außen nicht zu erkennende – Tonnage von der Zulassungsstelle zurückgeschickt.

Über den Bau eines Autohofs, an dem die Brummi-Kapitäne andocken können, die nicht in Neuss ihre (betriebliche) Heimat haben, sei schon vor mehr als 15 Jahren gesprochen worden, sagt Kolbecher. Doch die eigentliche Zielgruppe sei mit solchen Angeboten kaum zu erreichen. Das weiß auch der Stadtverordnete Herbert Hilgers (CDU), der Geschäftsführer eines Unternehmens im Neusser Hafen ist. Dort stehen manchmal reihenweise Lastwagen aus Osteuropa, deren Fahrer, so Hilgers, „die ärmsten Schweine sind“. Für sie wäre ein Autohof zu teuer, weil sie nicht einmal drei Euro übrig haben, um dort duschen zu gehen. So kampieren sie – aktuell zum Beispiel an der Königsberger Straße – und leben in ihren Lastwagen. Den Müll, den sie bei Abfahrt mit anderem Unrat zurücklassen, nennt Kolbecher ein anderes Problem. Mülltonnen aufzustellen, ginge nicht. Denn damit würde man ja indirekt noch gutheißen, dass die Lkw da stehen.

Roland Sperling (Die Linke) verweigert sich solchen Autohof-Debatten oder dem Vorschlag, mehr Lkw-Stellplätze am Rand von Gewerbegebieten zu schaffen. „Wir machen uns ohne Not die Wünsche des Spediteur-Gewerbes zu eigen“, sagt er. Und die Bürger, die am Rand von Gewerbegebieten wohnen, würden sich auch schön bedanken. Doch Sven Schümann (CDU) hält die Zeit zum Handeln für gekommen. „Es gibt zu wenig Lkw-Stellplätze in der Stadt“, sagt er und fordert die Verwaltung auf, moderierend tätig zu werden. Ein Ansatz: Parkplätze auf Firmengrundstücken legal für alle freizugeben.

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